Brennpunkt Mission
von Christoph Köhler
Auszug aus dem gleichnamigen Artikel im Rundbrief 01/2010 des Glaubenszentrum Bad Gandersheim
Inhaltsverzeichnis
Das Neue Testament und Mission
Lehren aus der
Missionsgeschichte
Gemeinde und Missionsbefehl
Jesu heute
Blockaden, dem Missionsbefehl gehorsam zu
sein
Falsches
biblisches Verständnis von Mission
Mangel an Vision und Blick nach außen
Fehlende Mitarbeiter in der Ortsgemeinde
Mangel an Finanzen
Festhalten an falschen
Sicherheiten
Welchen Preis bist du
bereit zu zahlen?
Moralische Unterstützung
Verwaltungstechnische
Unterstützung
Finanzielle Unterstützung
Gebetsunterstützung
Unterstützung durch
Kontaktpflege
Unterstützung bei der Rückkehr
Es steht fest: Gott kommt zum Ziel! Seine
Absicht mit den Nationen entfaltet sich rasant vor unseren Augen. Gottes
Verheißungen an Abraham, dass in ihm alle Geschlechter [Sippen] der Erde
gesegnet werden sollen (vgl. 1.Mo 12,3b) und sich in seinem Samen [seiner
Nachkommenschaft] alle Nationen der Erde segnen werden (vgl. 1.Mo 22,18a),
könnten sich in dieser Generation erfüllen. Der Tag, von dem Johannes in der
Offenbarung sagt: „… und siehe, eine große
Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und
Völkern und Sprachen, stand vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen
Gewändern und Palmen in ihren Händen“ (Offenbarung
7,9) ist in Sichtweite gerückt.
Wenn wir uns als Gemeinde Jesu verstehen, finden wir uns unweigerlich in Gottes
Verheißung und seiner Erfüllung wieder. Die Gemeinde Jesu war niemals zu einer
leblosen, statischen Körperschaft berufen, die über Gottes Absichten
theoretisiert – im Gegenteil: Gott hat sich mit seiner Gemeinde ein
Eigentumsvolk erkauft, mit dem er Geschichte schreiben will und das aktiv am Bau
seines Königreiches hier auf der Erde beteiligt ist. Dies geschieht ganz
entscheidend durch seinen Auftrag zur Weltmission. Es ist noch immer Gottes
Herzensanliegen, Völker, die in Finsternis und Tod leben, durch das Licht seiner
Wahrheit zu befreien. Gottes Volk hat sich an vielen Orten in mehreren Punkten
von der Prioritätenliste ihres Herrn entfernt. Man lebt und argumentiert, als
würde die Gemeinde uns Menschen gehören und nicht Gott. Dies spiegelt sich auch
in der Haltung zur Weltmission wider, obwohl der biblische und geschichtliche
Befund eindeutig sind.
Das Neue Testament und Mission
Alle vier Evangelien enthalten einen klaren Aufruf Jesu, den Nationen das
Evangelium zu verkündigen (Mt 28,19-20; Mk 16,15- 16; Lk 24,45-49; Joh 17,18-21;
20,21-23). Christus selbst erklärt, dass das Weltende und seine Wiederkunft erst
dann kommen werden, wenn allen Nationen das Evangelium vom Reich Gottes bezeugt
wurde (vgl. Mt 24,14). Dabei geht es nicht nur um Nationen im politischen Sinn,
sondern um „ethnos“, ethnische Gruppen innerhalb von Ländern. Die
Apostelgeschichte berichtet vom Plan Gottes, das Evangelium ausgehend von
Jerusalem bis an die Enden der Erde zu bringen (vgl. Apg 1,8). In den folgenden
Kapiteln finden wir die Anfänge der Mission durch die Urgemeinde unter den
Samaritern, einem äthiopischen Hofbeamten sowie gottesfürchtigen Griechen, auch
wenn dies eher punktuell und auf Gottes direkte Anweisung hin geschah (Apg
8+10). Schließlich bricht Apostel Paulus zu insgesamt drei Missionsreisen auf,
bei denen er das Evangelium in Gebiete der heutigen Länder Syrien, Zypern,
Türkei, Griechenland, Albanien und Italien bringt. Dabei hat er eine Gemeinde in
Antiochia hinter sich und seinem Gefährten, die sie nach intensivem Gebet und
Fasten entsendet (Apg 13,3) und die sie auch nach ihrer gefährlichen Mission
wieder empfängt (Apg 14,26-28). Gemeinde und Mission sind nicht zu trennen, weil
das Endziel jeder Missionsarbeit immer der Aufbau einheimischer Gemeinden ist.
Lehren aus der Missionsgeschichte
Deutschland besitzt wie kaum ein weiteres Land in der Welt
missionsgeschichtliche Wurzeln, die das Licht und den Segen Gottes zu Nationen
und ethnischen Gruppen gebracht haben. Dabei entsprachen die Strategien nicht
immer unserem heutigen Verständnis von Kultursensibilität und dienender Haltung.
Trotzdem waren die Missionare dieser Zeiten opfer- und leidensbereite Männer und
Frauen, die ihr Leben der Sache Gottes völlig unterordneten. Mit der Herrnhuter
Brüdergemeinde um Graf von Zinzendorf haben wir ein vorbildliches Beispiel für
eine kleine Gruppe von Christen, die ergriffen von der glühenden Retterliebe
Gottes über Jahrzehnte hinweg unzählige Missionare in die entlegendsten Winkel
der Erde entsandt hat. In nur 20 Jahren hatte die winzige Missionsgemeinde mehr
Missionare in die Welt ausgesandt als manche Kirche während ihrer gesamten
Existenz. Männer, die entscheidenden Einfluss auf deutsche Missionsarbeit
hatten, waren August Hermann Francke, Johannes Jähnicke, Johannes Goßner,
Christian Friedrich Schwarz, Ludwig Krapf oder auch Johannes Rebmann. Viele
Namen derer, die auf Feuerland, in Tibet, unter Kannibalen in Mikronesien, im
Kongo oder auf Borneo ihr Leben ließen, sind heute vergessen, aber die Saat
ihres Lebens wurde zur Grundlage der Kirche weltweit.
Gemeinde und Missionsbefehl Jesu heute
Bis auf Ausnahmen scheint es, als sei das Feuer der Leidenschaft zur Ausbreitung
des Evangeliums unter den Volksgruppen und in den noch nicht erreichten Regionen
in vielen Gemeinden erloschen. Die Gründe sind vielschichtig und klingen auch
oft logisch, können aber dem Anspruch Gottes nicht standhalten. Darum müssen wir
umdenken!
Blockaden, dem Missionsbefehl gehorsam zu sein
Falsches biblisches Verständnis von Mission
Bis heute hält sich in manchen christlichen Kreisen die Ansicht: Wenn Gott ein
Volk oder eine bestimmte Volksgruppe erreichen möchte, kann er das souverän und
ohne unseren direkten Einsatz tun. Diese Haltung schließt jede aktive und
glaubensvolle Einflussnahme auf den Bau des Königreiches Gottes aus. Ohne die
Männer und Frauen, die vor fast 2000 Jahren dem Missionsbefehl gehorsam waren
und losgezogen sind, würden wir vielleicht heute noch fremden Göttern dienen und
orientierungslos im Zeitgeist untergehen.
Mangel an Vision und Blick nach außen
Manche christliche Gemeinde in Deutschland hat ihr Mandat, in einer dunklen Welt
Licht und Salz zu sein und den Blick für die Verlorenen, Armen und Entrechteten
gegen „Ich-bezogene Wohlfühlprogramme“ eingetauscht. Oft drehen wir uns um
interne Gemeindeproblemchen, die unseren Blick einengen und unsere Kapazität so
erschöpfen, dass wir unfähig sind, auch noch an andere zu denken. Weltmission
gehört nicht mehr zum Gemeindestandard, sondern wird zum „Luxus“ erklärt – und
das ist falsch.
Falsche Einschätzung der weltweiten Situation
Zahlen und Statistiken können täuschen, weil sie reale Tatbestände nicht
wirklich widerspiegeln. Persönlich sehe ich darin eine Gefahr, weil es Menschen
lähmt, die denken, die Arbeit sei schon fast getan. Auch wenn wir dem Ziel, das
Evangelium in allen ethnischen Volksgruppen ihrem kulturellen Kontext gemäß zu
verkündigen, so nahe sind wie niemals zuvor in der Geschichte, gibt es weltweit
noch immer einige tausend unerreichte Volksgruppen. Die meisten davon finden wir
in Afrika und Asien.
Fehlende Mitarbeiter in der Ortsgemeinde
Potenzielle Missionare sind in der Regel sehr ernsthafte und Gott hingegebene
Christen, die in ihrer Ortsgemeinde oftmals sehr verantwortungsvolle Aufgaben
erfüllen. Aus diesem Grund lässt man sie nur ungern aufs Missionsfeld ziehen,
obwohl genau das großen Segen für alle Beteiligten bringen würde. Anstatt ihnen
ein schlechtes Gewissen einzureden, könnten sie für ihren Dienst freigesetzt,
gesegnet, gesendet, unterstützt und „umbetet“ werden. Für uns als Gemeinde wären
sie die Außenposten unseres Dienstes, durch die wir Anteil an der gewaltigen
Endzeiternte bekämen. Zudem würden neue Mitarbeiter in ihre geistliche Position
nachrücken, denn das biblische Prinzip hat sich bis heute nicht verändert: „Wer
gibt, dem wird gegeben werden“ – dazu gehören auch neue Mitarbeiter. Laut Neal
Pirolo (Berufen zum Senden) sendet jede deutsche Gemeinde durchschnittlich nur
0,15 Missionare aus. Es bedarf also mehr als sechs Gemeinden, um einen Missionar
in den Einsatz zu schicken!
Mangel an Finanzen
Wenn Gemeinden aus Mangel an Finanzen keine Missionsarbeit tun, dann stimmen die
Prioritäten nicht. Jede christliche Gemeinde, die nach biblischen Maßstäben
leben möchte, sollte mindestens 10 % ihres Einkommens direkt wieder in das Reich
Gottes zurückfließen lassen. Warum also nicht in Missionsprojekte im Ausland?
Ja, der Arbeiter ist seines Lohnes wert, Pastoren müssen bezahlt werden und die
Werterhaltung unserer Gemeindegebäude ist auch notwendig – aber zu welchem
Preis? Wenn wir als Leib Jesu an den falschen Stellen sparen, hat das
vielfältige Auswirkungen. Wir berauben uns des Segens Gottes, der Bau seines
Reiches wird direkt gehindert und somit Satan, der die Nationen in Verblendung
halten will, indirekt unterstützt. Denken wir daran: Wir sind in den Augen
Gottes nur Verwalter der uns anvertrauten Güter, nicht die wirklichen
Eigentümer.
Festhalten an falschen Sicherheiten
Unsere heutige Gesellschaft ist von unabhängigem und egozentrischem Denken
geprägt. Als Christen, die täglich Umgang mit der Welt haben, sind wir ständig
diesem zerstörerischen Geist ausgesetzt. Die Entscheidung, ob wir der Masse
folgen oder gegen den Strom schwimmen, liegt allerdings bei uns. Hier beginnen
reale Nachfolge und das gekreuzigte Leben, in dem nicht mehr mein „Ich“ regiert,
sondern mein Herr, Jesus Christus, über mein Leben entscheiden darf. Denn ich
gehöre ja ihm und nicht mehr mir selbst (vgl. 1.Kor 6,19). Das klingt sehr
radikal – ist es auch, aber es ist nicht hart. Es ist der Weg und die Grundlage
zu einem wirklich erfüllten und sinnvollen Leben. Es gibt keinen Ort auf der
Welt, wo wir glücklicher und sicherer leben könnten als da, wo Gott uns haben
möchte. Auch auf dem Missionsfeld. Es ist an der Zeit, unser Leben als Einzelner
und auch als ganze Gemeinde neu zu überdenken. Wofür leben wir? Auf welche Ziele
leben und arbeiten wir hin? Besitzen diese Ziele Ewigkeitswert oder werden sie
beim Gericht im Feuer verbrennen? Wo finden wir die wahren Sicherheiten, die uns
tragen, auch wenn alles erschüttert wird? Gott stellt uns in allem die Frage:
Welchen Preis bist du bereit zu zahlen?
Als missionsorientierte Gemeinde können wir Missionaren in folgenden Bereichen dienen:
Moralische Unterstützung
Missionare, die Schritte im Glaubensgehorsam gehen, benötigen Ermutigung und
Zuspruch von Menschen an ihrer Seite. Vieles von dem, was sie tun, gleicht dem
Gehen auf dem Wasser, das sie trägt, solange sie die Augen auf Jesus gerichtet
halten. Sie benötigen moralische Unterstützer, die sie segnen und anspornen,
anstatt sie zu verwirren. Als Gemeinde ist es nicht unsere Aufgabe, ihren Ruf in
Frage zu stellen, sondern sie darin zu stärken.
Verwaltungstechnische Unterstützung
Diese Art der Unterstützung befasst sich mit den laufenden Verpflichtungen des
Missionars in seinem Heimatland. Nicht jede Gemeinde wird in der Lage sein,
diesen Verpflichtungen nachkommen zu können. Darum sind wir für den Dienst von
Missionsgesellschaften dankbar. Die Vertretung in rechtlichen Angelegenheiten
gehört hierbei genauso dazu wie monatliche Geldüberweisungen an den Einsatzort
oder die Vermittlung zu Kranken- und Familienkassen.
Finanzielle Unterstützung
Missionsgesellschaften dienen Missionaren, indem sie Gelder für bestimmte
Projekte sammeln und kanalisieren, aber sie erwirtschaften kein Einkommen. Die
finanzielle Abdeckung von Missionaren und deren Projekten im Ausland liegt
ausschließlich in den Händen von Gemeinden und Freundeskreisen. Tatsächlich
liegen manche missionarische Projekte auf Eis, weil es an Geld mangelt. Denken
wir bitte nicht, dass ein kleiner Beitrag keinen Unterschied machen würde!
Besser zehn Unterstützer, die monatlich 30 Euro einsetzen, als einer mit 300
Euro. Investieren wir treu in die Weltmission, da, wo es uns möglich ist und wir
Menschen persönlich kennen und ihnen vertrauen, werden wir ganz organisch
Teilhaber an der Frucht, die daraus erwächst.
Gebetsunterstützung
Jesus sagte einmal: „Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“ (Lk
12,34). Aus diesem Grund sind Geber auch oftmals Beter. Ohne den unsichtbaren
Schutzwall der Gebete treuer Fürbitter könnten Missionare ihren Dienst oftmals
nicht durchführen. Sie befinden sich geistlich gesprochen im „Feindesland“ und
sind extrem vielen Widerständen ausgesetzt. Sei es der Kampf um Visa, die Gefahr
von Krankheiten, Überfällen und Morddrohungen oder die Herausforderungen in Ehe
und Familie: Immer sind es unsere Gebete, die sie schützen, ihnen Türen öffnen
und sie überwinden lassen.
Unterstützung durch Kontaktpflege
Kommunikation ist für Missionare lebenswichtig. Nicht selten leben und arbeiten
sie an weit entfernten Außenposten der Zivilisation inmitten fremdartiger
Kulturen fernab jeder gewohnten Behaglichkeit. Isolation ist einer ihrer größten
Feinde. Jeder Gruß aus der Heimat, ob per E-Mail oder Karte, jeder Anruf und
jede noch so kleine Aufmerksamkeit und Anteilnahme an ihrem kostbaren Dienst,
sind erfrischend und immer willkommen.
Unterstützung bei der Rückkehr
Manchmal werden Missionare bei ihrem Heimataufenthalt oder ihrer Rückkehr als
Helden gefeiert. In gewisser Weise sind sie das auch, aber auch „Helden“ haben
Bedürfnisse! Nach Zeiten von Einsamkeit und Kampf können wir ihnen als Gemeinde
nichts Besseres bieten als einen Ort, an dem sie angenommen, geliebt und umsorgt
sind und auch gerne gehört werden. Auf dem Missionsfeld zählt keiner von ihnen
die Stunden, in denen sie mit Armen und Bedürftigen ihr Leben teilen. Kommen sie
zu uns, haben wir die außergewöhnliche Gelegenheit, ihnen mit dem, was wir
haben, zu dienen.
Die Gemeinde Jesu funktioniert ganzheitlich und umfassend. Es gibt wohl kaum einen ernsthaften Christen, der sich nicht in dem einen oder anderen Punkt wieder gefunden hat. Kritik, oder besser gesagt Bestandsaufnahme, ist notwendig, um uns die Augen für den „Ist-Zustand“ zu öffnen und dabei zu helfen, gottesfürchtige Entscheidungen zu treffen, die Signale setzen.
Gottes Wort und seine Verheißungen werden sich erfüllen. Ob wir als Einzelne oder als Gemeinde daran Anteil haben oder nicht, liegt an unseren Entscheidungen. Treffen wir doch Entscheidungen, die Gott ehren und die seinen Absichten entsprechen!
„Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, o Herr, und deinem Namen Ehre geben; denn du bist groß und tust Wunder, du bist Gott, du allein!“ Psalm 86,9-10
Christoph
Köhler Gründer und langjähriger Missionar in einer Pionierarbeit in São Paulo, leitet im Glaubenszentrum die Missionsschule „Focus M“. |
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(Letztes Update: 02.02.2010)