Im Überfluss des Geistes leben von Richard Remington
Auszug aus dem gleichnamigen Artikel im Magazin
"aktuell" 03/2010 des |
Als Pastor und Lehrer war es schon immer mein Wunsch, die Herzen der Menschen anzurühren. Denn das Herz reagiert auf die geistliche Wahrheit. Die Bibel sagt: „Der Geist des Menschen ist eine Leuchte des HERRN, durchforscht alle Kammern des Leibes“ (Sprüche 20,27). Die Wahrheit wird immer im Geist eines Menschen offenbart. Und wenn diese Offenbarung im innersten Wesen eines Menschen stattgefunden hat, dann bewirkt dies meist eine Reaktion, die das Leben komplett verändert. Ich hoffe, dass dieser Artikel dein Herz berührt und dass du noch mehr Gewissheit darin bekommst, dass du in Christus das hast, was diese Welt braucht.
Das Wesen der Liebe: Opfer
Römer 5,5 sagt, dass der Heilige Geist die Liebe Gottes in unsere Herzen
ausgegossen hat. Das griechische Wort für „Liebe“, „agape“, kann im Grunde nicht
mit Worten definiert werden. Man versteht mehr darunter, was sie für andere tut
– sie opfert für andere: „Hieran haben wir
die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind
schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben“
(1.Johannes 3,16). Das griechische Wort „ginosko“ („erkennen“) bedeutet, etwas
absolut zu wissen. Und tatsächlich können wir die Liebe in absoluter Weise
begreifen, wahrnehmen, verstehen und kennen – daran, was sie tut: sie gibt ihr
Leben für andere hin. Gott, unser Vater, gab seinen Sohn hin, um der Retter der
Welt zu sein. Jesus gab am Kreuz von Golgatha sein Leben hin, um für unsere
Errettung zu bezahlen. Es gibt natürlich auch den Aspekt der göttlichen Liebe,
die uns persönlich berührt. Sie erfüllt, begeistert und beruhigt uns innerlich.
In vielen Liedern geht es um persönliche Segnungen durch die Liebe Gottes. aber
das Wesen der agape-Liebe ist das Opfer. Bei der göttlichen Liebe geht es um
mehr als um unseren persönlichen Segen. Paulus schreibt: „Denn
die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer
für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und für alle ist er
gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem,
der für sie gestorben und auferweckt worden ist“
(2.Korinther 5,14-15).
Jemand, der die Realität der Liebe Christi erlebt hat, kann nicht länger nur für sich selbst leben. Diese Liebe kann nicht einfach in einen Menschen wie in eine Flasche abgefüllt werden; sie muss ausgegossen werden. Sie muss sich selbst für andere hingeben. Das Wesen der Liebe ist Opfer. Liebe muss nicht nur hineingegossen, sondern auch wieder ausgegossen werden: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7,38). Der Heilige Geist hat Gottes Liebe gerade deshalb in unsere Herzen ausgegossen, damit sie durch uns in die bedürftige Welt um uns herum weiterfließen kann. Und diese Ausgießung ist kein kleines Rinnsal, sondern ein Fluss lebendigen Wassers, der mit dem Leben und der Liebe Gottes gefüllt ist.
Gott gibt im Überfluss
Gott tut niemals etwas auf „kleine Weise“. er ist der Gott, der „mehr als genug“
ist. Er ist fähig, überschwänglich und weit über unser Bitten und Verstehen
hinaus zu handeln (vgl. Epheser 3,20). Er ist El Shaddai, der über die Maßen
großzügige Versorger. Er macht nicht nur voll, sondern er füllt bis zum
Überfließen.
In Römer 5,5 gebraucht Paulus das griechische Wort „ekcheo“ („ausgießen“). Das bedeutet, dass die Liebe Gottes jeden Teil unseres Seins auf überreiche Weise füllt. Jesus sagte, dass er gekommen ist, um uns Leben in Fülle zu geben. Das Leben ist für uns und die Fülle für andere: „Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade“ (Johannes 1,16). „Gnade“ erinnert hier an das täglich frische Manna; Gottes Gnade ist jeden Morgen für den neuen Tag und die neuen Aufgaben neu. Ein Level bzw. Ausdruck von Gnade entfaltet sich in den nächsten hinein. Es ist alles Gnade über Gnade über Gnade!
Seine Liebe ist über und über in unsere Herzen ausgegossen worden – durch den Heiligen Geist, der uns mit dem füllt, was wir brauchen, und der uns mit dem Überfließen lässt, was wir für andere brauchen. Wir sind dazu berufen, im Überfluss zu leben, d. h. das nie aufzubrauchen, was wir für unser eigenes Leben nötig haben, sondern bei aller Genüge für uns selbst immer auch genug für einen Liebesdienst an Christus und anderen Menschen zu haben. Diese Wahrheit wird in Paulus‘ Lehre über das Geben weiter ausgeführt: „Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk“ (2.Korinther 9,8).
An der Quelle sein
Bevor das Leben im Überfluss und Weiterfluss gelebt werden kann, muss es zuerst
einen konstanten Zufluss geben. Wir können nicht weitergeben, was wir selbst
nicht haben. In Jeremia 17,13 wird Gott „die
Quelle lebendigen Wassers“ genannt. Nur
durch beständige Nähe und Vertrautheit mit der Quelle werden wir voll und
überfließend mit dem Heiligen Geist. Jesus sagte zu der Samariterin, dass, wenn
sie aus der Quelle tränke, die er ihr anbot, diese zu einer über- fließenden
Quelle in ihr werden würde, die ins ewige Leben hineinfließe (s. Johannes 4,14).
Gott wohnt immer in der Gegenwart. Glaube ist „jetzt“. Errettung ist in der
Gegenwart. „Jetzt“ sind wir Kinder Gottes, schreibt der Apostel Johannes. Der
Fluss des lebendigen Wassers braucht eine ständige Verbundenheit mit der Quelle
– dem Herrn Jesus Christus.
Es gibt gewisse grundlegende Prinzipien, die wir nicht vernachlässigen dürfen, wie die tägliche Bibellese, das Gebet und den Lobpreis. Wir können nicht unsere persönliche Beziehung mit Jesus außer Acht lassen und gleichzeitig erwarten, die Frische, Kraft und Freude eines geistlichen Lebens genießen zu können. Wenn dein geistliches Leben stumpf und die Gottesdienste für dich langweilig sind, wenn du dich zwingen musst, zu beten und den Herrn anzubeten, dann bist du mit der Quelle lebendigen Wassers nicht richtig verbunden. Die Ermahnung, „werdet voller Geist“ (Epheser 5,18), weist auf unser ständiges Bedürfnis nach frischer Versorgung hin. Die Zeitform des griechischen Verbs drückt aus, „nicht aufzuhören, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein“. Genauso, wie man unaufhörlich Wein trinken muss, bis man irgendwann damit „vollgelaufen“ ist, so muss man sich beständig mit dem Geist füllen, um voll des Heiligen Geistes zu sein.
Wenn du in inniger Gemeinschaft mit Jesus bleibst, dann wird er deinem geistlichen Tank niemals einfach nur ein paar tropfen hinzufügen. Er wird dich immer bis zum Überfließen füllen, weil seine Liebe dazu gedacht ist, mit anderen geteilt zu werden. Wir brauchen mehr als nur genug für uns selbst. Das Leben, das wir haben, ist uns im Überfluss gegeben worden, damit es geteilt werden kann.
Wie sieht geistlicher Überfluss
aus?
In der frühen Kirchengeschichte sprach niemand davon, „geisterfüllt“ zu sein.
Das war eher etwas, was andere an einem wahrnahmen. Als die ersten Christen
Diakone für die Jerusalemer Gemeinde einsetzten, sollten sie Männer auswählen,
die mit dem Heiligen Geist erfüllt waren. Durch reine Beobachtung konnten sie
herausfinden, welche Gläubigen mit dem Heiligen Geist erfüllt waren: Diejenigen,
die bereits überfließend im liebevollen Dienst an anderen waren. Sie fingen
nicht erst mit dem Dienst an, weil sie gewählt wurden, sondern sie wurden
gewählt, weil sie bereits dienten. Heutzutage wollen viele Leute eine bestimmte
Position in der Gemeinde haben, bevor sie überhaupt mit der Arbeit angefangen
haben.
Wie sieht es aus, wenn wir im Überfluss des Geistes leben? Was zeigt geistlichen Überfluss an? Wie sieht die Liebe aus, die in unsere Herzen ausgegossen wurde, wenn sie durch unser Herz hinaus in die Welt um uns herum fließt? – Die einfachste Antwort ist: wie bei Jesus. Jesus selbst sagte, dass er gekommen ist, um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben. Jemand, der im Überfluss des Geistes lebt, ist leidenschaftlich für den Herrn Jesus Christus. Nichts ist wichtiger im Leben als er. Wenn Jesus deine erste Liebe ist, dann gehen deine Gedanken oft zu ihm; dann ist da ein überwältigendes Bedürfnis, mit ihm zusammen zu sein und mit ihm zu reden. Er kommt oft in deinen Gesprächen vor. Sein Wille ist das Erste und Wichtigste in deinem Leben. Einmal sah ich einen Teil eines alten Films über die große Kathryn Kuhlman, die auf einer Konferenz sprach. Sie gab gerade ihr Zeugnis darüber, wie Jesus sie in die Nachfolge und in seinen Dienst rief. Sie sagte, dass sie im Natürlichen nichts hatte, was sie ihm hätte geben können. Sie lebte in Armut, sie hatte keine gute Ausbildung und sie war äußerlich unattraktiv. Im nächsten Moment wurde der Fernseher für mich zu einem Altar des Gebets und der Tränen, als ich sie sagen hörte: „Ich sagte zu Jesus: ‚ich habe nichts, was ich dir geben könnte außer meiner Liebe, und ich liebe dich von ganzem Herzen.‘“ Diese Worte werden für immer in mein Herz eingebrannt sein.
Während der 1920er und 1930er Jahre war eine der bekanntesten Frauen Aimee Semple McPherson. Sie war Heilungsevangelistin, und unter ihrem Dienst wurden Hunderttausende errettet und geheilt. Sie erbaute den Angelus-Tempel in Los Angeles. Zur damaligen Zeit war dies das größte Kirchengebäude Amerikas, in dem mehr als 5.000 Menschen Platz hatten. Sie rief auch die erste christliche Radiostation Amerikas ins Leben und war die erste Frau, die im Radio predigte. Aus ihrem Dienst entstand The international Church of the Foursquare Gospel (deutsch: fegw), die heute weltweit mehr als 66.000 Kirchen und mehr als 8 Millionen Mitglieder hat. Schwester Aimee sagte folgendes: „Zuallererst ist es meine Aufgabe, Christus zu gefallen. Leer von mir selbst und mit ihm erfüllt zu sein. Mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein; vom Heiligen Geist geleitet zu sein“.
Für die Frucht seiner Leiden?
Der Apostel Petrus schreibt an die in Kleinasien zerstreuten Christen, die viele
Arten von Strapazen und Bedrängnisse erlebten. Obwohl ihr Leben extrem schwierig
ist, haben sie überwältigende, unaussprechliche Freude: „...
den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl
ihr ihn jetzt nicht seht, über den ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter
Freude jubelt“ (1.Petrus 1,8). Wie war das
möglich? Wie konnte da so viel Überfluss in ihrem Leben sein, wenn sie doch
selbst so viel brauchten? – Sie glaubten an Jesus und liebten ihn, obwohl sie
ihn nicht sahen. Ihre Leidenschaft für Christus befähigte sie, im Sieg zu leben.
Für den geisterfüllten Gläubigen ist Jesus alles. Während einer der 24/7-Gebetswochen im Glaubenszentrum beteten meine Frau und ich im Gebetsraum gemeinsam für all die verschiedenen Bedürfnisse und Anliegen, die an uns herangetragen worden waren. Dann, als Marguerite an einer Seite des Raumes saß und leise weiterbetete, lief ich im Raum umher. Plötzlich musste ich von starken Gefühlen überwältigt weinen. Ich sagte zum Herrn: „Warum bin ich hier? Warum tue ich das alles? Warum habe ich beschlossen, so weit von meiner Familie entfernt zu leben, die ich so sehr vermisse? Ich bin nicht da, um mitzuerleben, wie meine Enkel aufwachsen, und für sie da zu sein. Und außerdem habe ich nicht das Gefühl, hier in Europa so viel zu erreichen.“ Der Heilige Geist sprach wie so oft kurz und knapp zu mir: „Sieh an die Wand.“ Genau vor mir hingen die große Weltkarte und das Banner mit dem Schriftzug „Damit das Lamm die Frucht seiner Leiden empfängt“. Ich wusste, dass das der Grund für alles war, was wir je getan hatten. Vom Moment unserer Hochzeit vor 49 Jahren an, als wir eine kleine Gemeinde leiteten, bis hin zu eben jenem Moment hatten wir jede Entscheidung deshalb getroffen, weil Jesus der Mittelpunkt von allem war. Unser Leben definierte sich über das Verlangen, dass Jesus die Frucht seiner Leiden empfangen sollte. Und so soll es auch bleiben, bis Gott mit uns hier auf dieser Erde zu Ende ist.
Im Juni 2009 gingen wir zurück in die Staaten – nach mehr als acht wunderbaren Jahren des Dienstes für Jesus in Deutschland und Europa. Nach einer über 13.000 km langen Autofahrt und vielem Predigen in verschiedenen Gemeinden kamen wir endlich an unserem kleinen Haus in einer Wohnsiedlung für Rentner in Florida an. Aber wir waren nicht gekommen, um uns zur Ruhe zu setzen. Es fließt immer noch aus uns heraus. Wir haben immer noch Leben und Liebe weiterzugeben. Es gibt immer noch Orte, die das brauchen, was Jesus durch uns hindurchfließen lassen möchte.
Wir wollen leer und ausgegossen sterben und planen, den Lauf zu vollenden und unseren Dienst zu erfüllen. Wir wollen alles weitergeben, bevor Jesus uns nach Hause ruft oder zu seiner Gemeinde zurückkommt. Wenn ich sterbe, will ich nicht, dass die Leute meinen Körper in der Kiste liegen sehen und sagen: „Guck dir Richard an, sieht der nicht gut aus?“ Sondern ich will, dass sie sagen: „Guck mal, wie alt und aufgebraucht der aussieht! Der muss echt alles gegeben haben! Da war nichts mehr drin!“
Gib dich weiter
Wir wissen, dass der Tag kommt, wo wir erkennen werden, so wie auch wir erkannt
wurden. Wir wissen, dass wir wie Jesus sein werden, weil wir ihn dann so sehen,
wie er wirklich ist. An dem Tag wollen wir zu ihm sagen können: „Wir haben die
Arbeit vollendet, die du uns aufgetragen hast.“ Das lebendige Wasser muss dann
nicht mehr aus uns herausfließen, weil wir für immer in der Gegenwart der Quelle
des lebendigen Wassers sein werden. Unsere Arbeit, so wie wir sie jetzt
verstehen, wird beendet sein. Am Ende seines Lebens schrieb Paulus folgende
Worte: „Denn ich werde schon als
Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens steht bevor. Ich habe den
guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt;
fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der
gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem tag; nicht allein aber
mir, sondern auch allen, die sein Erscheinen lieb gewonnen haben“
(2.Timotheus 4,6-8).
Egal wie alt oder jung du bist, welche Erfahrungen du hast oder wie gut du ausgebildet bist: Gott hat das Leben in dich ausgegossen, das diese Welt braucht. Er möchte, dass du das geistliche Leben in seiner ganzen Fülle erlebst. Aber sein Plan enthält noch viel mehr als deine persönlichen Segnungen. er möchte eine verlorene und bedürftige Welt durch dich berühren. Damit der Fluss weiter fließt, ist es wichtig, dass du jeden Tag Zeit am Brunnen verbringst, in enger Gemeinschaft mit Jesus bist, auf ihn fokussiert und vernarrt in ihn bleibst. Dann werden Ströme des Lebens und der Liebe weiter aus deinem innersten Wesen herausströmen. Die Erde wird gesegnet sein, weil du hier warst.
Richard
Remington war viele Jahre Mitarbeiter im Glaubenszentrum und dient nun in vielen unterschiedlichen Gemeinden in Florida, USA. |
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(Letztes Update: 03.07.2010)