In der Gnade Gottes leben Erstellt von Bernd Amann, Evangeliumdienst - Oktober 2018
Inhaltsverzeichnis Das Bewußtsein, in der Gnade Gottes zu stehen und aus ihr zu leben, muß bei allen Kindern Gottes immer aufs neue geweckt und erhalten werden. ... um wie viel mehr ist Gottes Gnade und Gabe den Vielen überreich zuteilgeworden in der Gnade des einen Menschen Jesus Christus. Römer 5:15 Das griechische Wort charis, das mit „Gnade" übersetzt wird, hat auch die Bedeutungen „Gunst" (z.B. Lk 2,52; Apg 2,47), „Gabe" (z B. 1. Kor 16,3), „Dank" (z B Lk 6,32-34; 17,9) und „wohlgefällig" (1. Pet 2,19.20). Eng verwandt damit ist das Wort für „Freude". Unser Verhältnis zu Gott ist allein auf Seine Gnade gegründet, und was wir sind, sind wir durch sie (1. Kor 15,10). Da, wo früher die Sünde geherrscht hat im Tode, herrscht nun die Gnade durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn (Röm 5,21). Wir sind nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade (Röm 6,14). Die Gnade Gottes ist die unverdiente Erweisung Seiner Liebe an sündigen Menschen. Ihr Wesen und ihr Maß können wir nicht ergründen und daher auch nicht vollständig beschreiben. Aber wir können forschen, was das Wort Gottes darüber sagt, und werden dabei immer reich belohnt werden. Schon im Alten Testament tritt sie besonders im Blick auf das Volk Israel immer wieder in Erscheinung, doch in Christus wird sie im Neuen Testament vollkommen offenbart. Seine Gnade erweist sich nie auf Kosten Seiner Gerechtigkeit, sondern immer in vollkommener Übereinstimmung damit. Seine Gerechtigkeit fordert die Bestrafung der Menschen für ihre Sünden, aber in Seiner Liebe und Gnade hat Gott Seinen eigenen Sohn als „Sühnung für unsere Sünden" gesandt (1. Joh 4,10). Am Kreuz auf Golgatha sind Seine heiligen und gerechten Anforderungen durch den Herrn Jesus vollständig erfüllt worden, und zugleich erstrahlt dort Seine anbetungswürdige Gnade, so daß die Prophezeiung von Psalm 85,10 in Erfüllung ging: „Güte (oder: Gnade) und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Friede haben sich geküßt." Wenn also Gottes Handeln in Gnade und Gerechtigkeit eine göttlich vollkommene Harmonie aufweist, so gibt es doch etwas, das in unüberbrückbarem Gegensatz zu Seiner Gnade steht: die Erfüllung des Gesetzes und die Meinung, durch „gute Werke" vor Gott bestehen zu können. Das Gesetz fordert, aber die Gnade gibt. Das Gesetz sagt: Tu dies, und es wird deine Gerechtigkeit sein, und du wirst leben (vgl. 3. Mo 18,5; 5. Mo 6,25). Als Geschöpf Gottes trägt jeder Mensch vor seinem Schöpfer die Verantwortung, nach Seinem Willen zu leben. Darin haben alle versagt. Wir sehen das bereits beim ersten Menschenpaar und besonders deutlich bei Israel, dem irdischen Volk Gottes. Die einen wie die anderen hatten von Ihm einen besonders bevorzugten Platz erhalten. Darüber hinaus zeigen uns das Alte wie das Neue Testament, daß seit dem Sündenfall kein Mensch, selbst wenn er alle seine Fähigkeiten und Kräfte aufbietet, so, wie er ist, vor Gott bestehen kann. „Da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer“ (Ps 14,1; Röm 3,12) Auf Grund seiner Handlungen ist der Mensch vor Gott schuldig und auf Grund seiner sündigen Natur verloren. Die gerechte Strafe Gottes für die Sünde ist die ewige Verdammnis.
Aber Gott ist nicht
nur Licht, sondern auch Liebe (1. Joh 1,5, 4,8.16). In Seiner Liebe neigte
Er sich zu Seinen verlorenen Geschöpfen herab und sandte Seinen geliebten
Sohn auf die Erde, um sie zu retten. Das ist Gnade. Wir können also zwei
Gründe für die Offenbarung der Gnade Gottes erkennen: Zweimal im Neuen Testament wird von der Erscheinung oder Offenbarung der Gnade Gottes in Seinem Sohn gesprochen. In 2. Timotheus 1,9 10 heißt es: „ .. der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben, jetzt aber offenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus“, und in Titus 2,11 lesen wir: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen“. Beide Stellen beziehen sich auf den Herrn Jesus. In der Menschwerdung des ewigen Sohnes nimmt die Gnade Gottes sichtbare Gestalt an, indem sie sich in für uns unbegreiflicher Weise zu verlorenen Geschöpfen herabläßt. Jetzt wird das Wesen und die Fülle dieser Gnade erkennbar. Die Gnade Gottes ist ewig. Gott ist der Gott aller Gnade (1. Pet 5,10), und Er, der vor der Schöpfung wußte, wie Seine Geschöpfe sich gegen Ihn stellen und zu Sündern werden würden, hatte auch vor ewigen Zeiten Seine Gnade für uns im Herzen (2. Tim 1,9), ebenso wie Er Seinen geliebten Sohn als das Lamm zuvorerkannte und uns in Ihm vor Grundlegung der Welt auserwählte. Von dieser Gnade Gottes haben die Propheten in der Zeit des Alten Testaments bereits geweissagt, wenn auch hauptsächlich im Blick auf das Volk Israel (1. Pet 1,10). Denken wir nur an Jesaja, den „Evangelisten“ unter den Propheten, der Israel zurief: „Neigt euer Ohr und kommt zu mir; hört, und eure Seele wird leben. Und ich will einen ewigen Bund mit euch schließen: die gewissen Gnaden Davids“ (Jes 55,3; vgl. Apg 13,34). Den ersten Bund unter dem Gesetz hatte Israel gebrochen, Seinen Messias würde es verwerfen, und trotzdem verheißt Gott Seinem Volk in einem neuen Bund „die gewissen Gnaden Davids“, die sichere und unwandelbare Barmherzigkeit oder Gnade, die durch das Kommen und das Erlösungswerk Christi offenbart werden sollte (vgl. 2. Chr 6,42; Ps 89,49). Die Gnade Gottes ist allumfassend. In der Person des Sohnes Gottes ist sie heilbringend für alle Menschen erschienen (Tit 2,11), also nicht nur für das Volk der Juden, sondern für die gesamte Menschheit. Ein großer Teil des Alten Testaments handelt von der Liebe Gottes zum Volk Israel, das Er sich aus allen Völkern auserwählt hatte, und das trotz aller Vorrechte versagte. Als der Herr Jesus auf die Erde kam, war Er zwar in erster Linie der verheißene Messias für Sein irdisches Volk, aber darüber hinaus galt Sein Kommen allen Menschen. Die allumfassende, universale Gültigkeit des Evangeliums der Gnade – „sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen“ -wird besonders von Paulus immer wieder betont (Röm 1,16; vgl. Eph 2,11–17). Auch Petrus sagt einmal: „Wir [d.h. die Juden] glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene [d.h. die Nationen]“ (Apg 15,11). Die Gnade Gottes ist unvergleichlich. In Seiner Gnade wurde der ewig reiche Sohn Gottes unsertwegen arm, damit wir durch Seine Armut reich würden (2. Kor 8,9). Können wir uns eine Vorstellung von der ewigen Existenz, der Allmacht, der Allwissenheit, der Allgegenwärtigkeit und Herrlichkeit des dreieinen Gottes machen? Das ist wohl unmöglich. Schon der König David stellte anbetend fest: „Dein, Jahwe, ist die Größe und die Stärke und der Ruhm und der Glanz und die Pracht; denn alles im Himmel und auf Erden ist dein. Dein, Jahwe, ist das Königreich, und du bist über alles erhaben als Haupt; ... und du bist Herrscher über alles“ (1. Chr 29,11.12). Was für einen Reichtum an Herrlichkeit und Liebe genoß der Sohn im Schoß des Vaters im ewigen Vaterhaus – Dinge, die kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und die in keines Menschen Herz aufgekommen sind! Aus diesem unergründlichen göttlichen Reichtum kam Er in die größte Armut herab, stellte sich in Demut auf den Platz Seiner Geschöpfe und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz! Ein größerer Abstand als zwischen der Herrlichkeit des Vaterhauses und dem Platz der Verachtung und Verwerfung am Kreuz von Golgatha ist undenkbar. Die Gnade Gottes ist vollkommen. Der Evangelist Johannes schreibt im Rückblick auf das Leben des Herrn auf der Erde: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns ... voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Der Sohn kam nicht nur „mit“ oder „in“, sondern „voller Gnade und Wahrheit“. Gnade ist die Ausstrahlung der Liebe Gottes gegenüber den verlorenen Menschen, und Wahrheit ist ein Charakterzug des Lichtes Gottes. Auch das durch Mose gegebene Gesetz enthielt Wahrheit, denn es kam ja von Gott. Aber es zeigte den Menschen nur, daß sie unfähig waren, Seinen heiligen Anforderungen zu genügen. Doch als der Sohn Mensch wurde, wurde nicht nur Gottes Wahrheit, sondern auch Seine Gnade offenbart: „Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,17). Hier sehen wir sowohl die Vollkommenheit der Offenbarung als auch die Untrennbarkeit der göttlichen Wesensmerkmale Liebe und Licht.
1.
Die Gnade Gottes ist ein Geschenk
2. Die Gnade Gottes können wir nicht mit
unseren Werken verdienen 3. Durch die Gnade Gottes sind wir errettet Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! 2.Korinther 6,2
Gott ist nicht
nur Licht, sondern auch Liebe (1. Joh 1,5, 4,8.16). In Seiner Liebe neigte
Er sich zu Seinen verlorenen Geschöpfen herab und sandte Seinen geliebten
Sohn auf die Erde, um sie zu retten. Das ist Gnade. Wir können also zwei
Gründe für die Offenbarung der Gnade Gottes erkennen:
Denn also hat Gott die Welt
geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn
glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3:16 Zweimal im Neuen Testament wird von der Erscheinung oder Offenbarung der Gnade Gottes in Seinem Sohn gesprochen. In 2. Timotheus 1,9 10 heißt es: „ .. der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben, jetzt aber offenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus“, und in Titus 2,11 lesen wir: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen“. Beide Stellen beziehen sich auf den Herrn Jesus. In der Menschwerdung des ewigen Sohnes nimmt die Gnade Gottes sichtbare Gestalt an, indem sie sich in für uns unbegreiflicher Weise zu verlorenen Geschöpfen herabläßt. Jetzt wird das Wesen und die Fülle dieser Gnade erkennbar
Die Gnade
Gottes erschöpfte sich jedoch nicht darin, daß der Sohn auf die Erde
herabkam und denen, die eigentlich Strafe verdient hatten, in Liebe und
Erbarmen begegnete. Wenn die Gnade sich „heilbringend" und „reich machend"
erweisen sollte, mußte Er durch Gottes Gnade auch noch den Tod schmecken
(Heb 2,9). Deshalb ging der Herr Jesus den schweren Weg nach Jerusalem und
nach Golgatha. Dort am Kreuz offenbart sich die ewig anbetungswürdige
Gnade Gottes gegenüber uns, den Kraft- und Gottlosen, den Sündern und
Feinden Gottes in vollkommener Weise. Schon dort am Kreuz sehen wir die ersten Strahlen der heilbringenden Gnade sich auf die verlorenen Menschen richten. Für die Juden, die soeben alles in ihren Kräften Stehende getan hatten, damit ihr Messias gekreuzigt würde, verwendet der Herr sich bei Seinem Vater mit den Worten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23,34), damit das schuldige Volk nach dem Gesetz nicht als „Mörder", sondern als „Totschläger" behandelt werden und von Gott, dem „Bluträcher", die Gnade der Errettung empfangen kann (vgl. 4. Mo 35, 9-34). Ein weiterer Strahl bringt schon am Kreuz einen Sünder zum lebendigen Glauben an Jesus. Einer der beiden Verbrecher, die rechts und links von Ihm ihre gerechte Strafe verbüßen, kommt in das Licht Gottes, erkennt die Größe des Herrn an und fleht um Gnade, deren Ausmaß er jedoch noch nicht erfassen kann. „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk 23,43) lautet die Antwort des leidenden Heilands, der im Begriff steht, auch für diesen Menschen zu sterben. Die Gnade Gottes ist ewig. Gott ist der Gott aller Gnade (1. Pet 5,10), und Er, der vor der Schöpfung wußte, wie Seine Geschöpfe sich gegen Ihn stellen und zu Sündern werden würden, hatte auch vor ewigen Zeiten Seine Gnade für uns im Herzen (2. Tim 1,9), ebenso wie Er Seinen geliebten Sohn als das Lamm zuvorerkannte und uns in Ihm vor Grundlegung der Welt auserwählte. Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium. 2.Timotheus 1,9-10 5. Durch die Gnade Gottes wird uns die Gerechtigkeit Christi zugerechnet
Nach dieser Seligkeit haben gesucht und
geforscht die Propheten, die von der Gnade geweissagt haben, die für euch
bestimmt ist.
1.Petrus 1,10 6. Durch die Gnade Gottes dürfen wir freimütig zu ihm kommen Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit. Hebräer 4:16 . Durch die Gnade Gottes können wir gute Werke vollbringen
Was ihr auch tut, das tut
alles zu Gottes Ehre. 1.Korinther
10,31 8. In der Gnade Gottes wachsen Wachst dagegen in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus! 2.Petrus 3:18 9. Durch die Gnade Gottes sind wir nicht mehr unter dem Gesetz Denn die Sünde wird nicht herrschen
über euch, weil ihr ja nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der
Gnade.
Römer 6:14 10. Durch die Gnade Gottes ist uns unermesslicher Reichtum der Segnungen von Gott geschenkt worden
Und von seiner Fülle haben wir alle genommen
Gnade um Gnade. Johannes 1,16 Als Gerechtfertigte stehen wir jetzt in der Gnade oder Gunst Gottes, zu der wir durch den Glauben freien Zugang haben (Röm 5,2). Wir sind sozusagen von einem Meer der Gnade Gottes umgeben, aus deren Fülle wir „Gnade um Gnade“ empfangen haben (Joh 1,16), das heißt, einen Gnadenbeweis nach dem anderen. Der Ausdruck „Gnade um Gnade“ beschränkt sich nicht auf unsere Errettung, sondern umfaßt auch den unermeßlichen Reichtum der Segnungen, die uns von Gott geschenkt worden sind. Die wunderbare Gnade Gottes in Christus übersteigt ja bei weitem alle unsere Bedürfnisse und Erwartungen. Wir haben nicht nur Errettung aus unserem sündigen Zustand und Rechtfertigung von unseren Sünden erfahren, sondern weit mehr! Wenn uns in Epheser 1 der ewige Ratschluß Gottes, des Vaters, mitgeteilt wird, dann dürfen wir sozusagen einen Blick in Sein Herz werfen. Er hat uns in Christus gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern, hat uns in Ihm vor Grundlegung der Welt auserwählt und uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst - alles nach dem Wohlgefallen Seines göttlichen, ewigen Willens - zum Preise der „Herrlichkeit seiner Gnade" (Eph 1,6)! In der unermeßlichen Fülle der Segnungen, in der Größe, Erhabenheit und Schönheit Seines göttlichen Handelns mit uns, den ins Elend der Sünde abgesunkenen Geschöpfen, offenbart sich die Herrlichkeit Seiner Gnade! Sie wird in Ewigkeit erstrahlen und Grund unserer Anbetung sein. Unseren Reichtum an geistlichem Segen können wir hier gar nicht vollständig erfassen. Wir stellen leider immer wieder fest, wie wenig wir imstande sind, uns mit allen Facetten der göttlichen Gnade zu beschäftigen und uns daran zu freuen. Das Fleisch in uns selbst und die Einflüsse von Seiten der Welt um uns herum hindern uns nur zu oft daran. Aber in der ungestörten Herrlichkeit des Vaterhauses werden wir ewige Glückseligkeit bei unserem Herrn genießen. Darauf dürfen wir warten und uns freuen, denn Gott hat uns durch die Gnade „gute Hoffnung“ gegeben (2. Thes 2,16). Die Quelle dieser guten Hoffnung ist die Gnade Gottes und ihr Gegenstand das Kommen des Herrn zur Entrückung, das in den Briefen des Apostels Paulus an die Thessalonicher einen so bedeutsamen Platz einnimmt. 11. Der Reichtum der Gnade Gottes Wenn wir am Anfang die Gnade Gottes als unverdiente Erweisung Seiner Liebe an sündigen Menschen erklärt haben, so stellen wir jetzt fest, daß diese „Definition“ nicht genügt. Sie gilt für die heilbringende Gnade Gottes für Sünder, reicht aber nicht aus, wenn wir an die Gnade denken, die der Vater uns schenkt, nachdem wir durch Glauben Seine Kinder geworden sind. Wir haben uns bereits daran erinnert, daß wir in Epheser 1 einen Blick in das Herz des Vaters tun dürfen, „der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“. Beim weiteren Lesen des Briefes an die Epheser finden wir viele dieser Segnungen, an die wir nur in tiefer Dankbarkeit und Anbetung denken können: 1. Aus Geschöpfen, die in Sünde und Finsternis waren, sind geliebte Kinder Gottes geworden, die „heilig und tadellos vor ihm in Liebe“ stehen, d.h. sittlich Seinem Wesen entsprechen (Eph 1,4; 5,1). 2. An die Stelle des alten Menschen ist der neue Mensch getreten, „der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24). 3. Wir sind zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus (Eph 1,5). 4. Wir sind versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der zugleich das Unterpfand unseres Erbes und unser Leiter und unsere Kraftquelle ist (Eph 1,13.14; 2,16; 3,16). 5. Wir haben im Herrn Jesus „den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ (Eph 2,18; 3,12). 6. Wir stehen nicht als zerstreute Kinder Gottes da, sondern sind „wohl zusammengefügt“ zum Haus Gottes und zum Leib Christi (Eph 2,21.22; 4,4.16) und bilden gemeinsam die Braut Christi (Eph 5,25–33). 7. Durch Glauben dürfen wir bereits jetzt „mitsitzen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“; Sein Platz in der Herrlichkeit ist auch unser Platz (Eph 2,6)! In diesen Segnungen, die dem Reichtum der Gnade Gottes entspringen, offenbart sich die Freigebigkeit, mit der Er Seine unermeßlichen geistlichen Segnungen über die Seinen ausgießt. Gnade ist also auch die überreiche Segnung der Kinder Gottes, ohne daß sie darauf den geringsten Anspruch hätten. Sehen wir nicht auch daran, daß Er der Gott aller Gnade ist? (1. Pet 5,10). In einer Welt, die nach den vergänglichen und fragwürdigen ,Segnungen der Zivilisation' strebt und ihre Erfüllung in den Vergnügungen der Sünde sucht, stehen wir als erlöste Menschen da, die gesegnet sind mit allen unvergänglichen, das Herz vollkommen befriedigenden Gnadenerweisungen Gottes! Durch die Beschäftigung mit diesem Reichtum werden wir, wie der Apostel Paulus am Anfang seines Briefes an die Epheser, zur Anbetung geführt. Wenn wir auch, solange wir auf der Erde leben, den „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ noch als einen „Schatz in irdenen Gefäßen“ besitzen, sollte doch die uns erwiesene überreiche Gnade schon jetzt „die Danksagung zur Herrlichkeit Gottes überströmen lassen“ (2. Kor 4,6.7.15). Möchte das doch mehr der Fall sein! 12. Gnadenerweisungen Gottes: Die Gnadengaben
Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die
er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. Das griechische Wort für Gnadengabe (charisma) ist von dem Wort für Gnade (charis) abgeleitet und bedeutet dementsprechend "wohlwollend gespendete Gabe, Gnadengeschenk". Zwar wird in Römer 6,23 auch das ewige Leben eine „Gnadengabe Gottes" genannt, und verschiedentlich wird dies Wort im allgemeineren Sinn für Gnadenerweisung verwendet. An den meisten Stellen im Neuen Testament, wo das Wort Gnadengabe vorkommt, handelt es sich jedoch um die von Gott geschenkte Befähigung zum Dienst für Ihn. So verschieden die einzelnen Gläubigen als Glieder des Leibes Christi sind, so unterschiedlich sind auch ihre Bedürfnisse und dementsprechend die Gnadengaben. In Seiner Weisheit und Gnade hat Gott an alles gedacht und alles reichlich gegeben. Ihm sei Dank dafür! Vielen Christen sind diese Gnadengaben kaum bekannt, weil in den meisten Kirchen und Gemeinden der Dienst durch offizielle Amtsträger verrichtet wird. Aber auch da, wo der Dienst nicht in allem organisiert ist, ist das Gesichtsfeld oft so eingeengt, daß man bei dem Wort Gnadengabe nur an den Verkündigungsdienst der Evangelisten und Lehrer denkt. Wenn wir jedoch Römer 12 und 1. Korinther
12 aufschlagen, wird uns die Vielfalt der von Gott geschenkten Gnadengaben
deutlich. An beiden Stellen wird die Versammlung als Leib gesehen, der aus
vielen Gliedern besteht. Wie an unserem Körper jedes Glied seinen eigenen
Platz und seine besondere Funktion hat, so ist es auch mit dem Leib
Christi. In Römer 12,3-8 werden sieben Gnadengaben genannt: Römer 12,3-8: Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben worden, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern so zu denken, dass er besonnen sei, wie Gott jedem das Maß des Glaubens zugeteilt hat. Denn wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Verrichtung haben, so sind wir, die Vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander. Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade: es sei Weissagung, so lasst uns weissagen nach dem Maß des Glaubens; es sei Dienst, so lasst uns bleiben im Dienst; es sei, der lehrt, in der Lehre; es sei, der ermahnt, in der Ermahnung; der mitteilt, in Einfalt; der vorsteht, mit Fleiß; der Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit. In 1. Korinther 12,4-31 finden wir zwei teilweise voneinander und auch von Römer 12 abweichende Aufzählungen mit insgesamt fünfzehn verschiedenen Diensten und Aufgaben. In der ersten geht es darum, daß die Verschiedenheit der Gnadengaben, der Dienste und Wirkungen nur auf eine Kraftquelle, eine Autorität und einen Ursprung zurückgeht, bei der zweiten darum, daß diese Vielfalt von Gott gewollt ist, und nicht alle dieselben Gnadengaben besitzen. 1. Korinther 12,1-31: Was aber die geistlichen Gaben betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unkundig seid. Ihr wisst, dass ihr, als ihr von den Nationen wart, zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, wie ihr irgend geleitet wurdet. ... Und niemand sagen kann: Herr Jesus! Als nur im Heiligen Geist. Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. ... Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, jedem insbesondere austeilend, wie er will. ... Sind etwa alle Apostel? Alle Propheten? Alle Lehrer? Haben alle Wunderkräfte? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus? Eifert aber um die größeren Gnadengaben; und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch. 1. Korinther 12,8-10: Denn einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist, einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Prophezeiung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen. 1. Korinther 12,28: Und Gott hat einige in der Versammlung gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. Aus diesen Stellen wird deutlich, daß Gottes Wort nirgends eine vollständige „Liste" aller Gnadengaben enthält, aber auch, daß wir manche dieser Gaben Gottes wenig kennen und schätzen, z.B. die des Vorstehens, der Regierung oder der Hilfeleistung. Schließlich werden in Epheser 4,11 in einer weiteren kurzen Aufzählung die Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer genannt, hier jedoch nicht als Gnadengaben, sondern als Gaben (auch im Griechischen ein anderes Wort). Es sind hier die Personen selbst, die der erhöhte Herr gegeben hat „zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi", und zwar „bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus". Im Unterschied zu einigen der in 1. Korinther 12 genannten Gnadengaben (Heilungen, Sprachen, Wunderkräfte), die das Wirken Gottes in der Anfangszeit bestätigten (vgl. Heb 2,4), sind diese Gaben ausschließlich zur Förderung des geistlichen Wachstums der Versammlung gegeben worden, und bis auf die Apostel und Propheten, die die Grundlage gelegt haben (Eph 2,20; 3,5), werden sie bis zur Wiederkunft des Herrn Jesus bleiben. Das ist ein großer Trost für uns, gerade in unserer Zeit des Verfalls und des beginnenden Abfalls. Die Gnadengaben sind nicht mit menschlichen Fähigkeiten zu verwechseln. Jemand, der sich klar und verständlich auszudrücken vermag, besitzt dadurch noch keine Gnadengabe zur Verkündigung des Wortes. Und ebenso kann eine theologische Ausbildung keine Gnadengabe ersetzen. Wie die angeführten Stellen zeigen, werden Gnadengaben allein von Gott und dem verherrlichten Herrn gegeben. Sie sind Geschenke für Seine Erlösten, von Ihm gegebene geistliche Fähigkeiten, verbunden mit einem Auftrag und der Vollmacht zum Dienst. Unter der Leitung des Heiligen Geistes sollen sie zur Verherrlichung des Herrn und zum Segen für andere dienen. Die Gnadengabe eines Evangelisten besteht in dem Auftrag und der besonderen Fähigkeit, die Botschaft der Gnade Gottes für verlorene Sünder den Menschen von heute nahezubringen und sich in die Lage solcher hineinzuversetzen, die bisher kaum mit dem Wort Gottes in Berührung gekommen sind, und die eines Lehrers darin, die tiefen Zusammenhänge der Lehre des Wortes zu erkennen und anderen Gläubigen verständlich zu machen. Christus, unser Haupt, kennt nicht nur die
Bedürfnisse der Glieder des Leibes, sondern auch die Fähigkeiten jedes
einzelnen, und rüstet jeden so aus, daß er den ihm zugeteilten Dienst
erfüllen kann. Je nachdem jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes; wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen 1.Petrus 4,10-11. Alle Kraft dazu kommt nur von Ihm. 13. Die uns täglich neu geschenkte Gnade in unserem Glaubensleben „Gott aber vermag, jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen" (2. Kor 9,8). In diesen Worten des Apostels Paulus kommt nun ein weiterer Bereich vor unsere Aufmerksamkeit, den wir bisher noch nicht betrachtet haben. Zu der heilbringenden Gnade gegenüber Sündern, der überreichen Gnade für alle Seine Kinder und den Gnadengaben für jeden einzelnen kommt noch die uns täglich neu geschenkte Gnade in unserem Glaubensleben. Strahlt uns nicht die Gnade unseres Vaters jeden Morgen wieder entgegen? Ob wir auf dem Krankenbett liegen oder in irgendeiner Notlage sind, immer dürfen wir uns die Worte unseres Herrn ins Gedächtnis rufen: „Meine Gnade genügt dir" (2. Kor 12,9). Und wenn wir gesund aufstehen, an unsere tägliche Arbeit gehen oder uns in Freiheit mit den Geschwistern im Namen des Herrn versammeln können, ist es Seine Gnade, die uns dies alles unverdientermaßen gewährt. Es gibt im Leben eines Kindes Gottes nichts Selbstverständliches und Selbstverdientes, denn alles, was wir sind und haben, entspringt Seiner Gnade! Dies Bewußtsein erhält uns in Abhängigkeit von Ihm, aber auch im persönlichen Herzensfrieden. Es richtet immer wieder unseren Blick zu Ihm hin in Dankbarkeit und Freude. Es ist Seine Gnade, die uns Hilfe in Schwierigkeiten bringt und uns vor Gefahren beschützt. Es ist Gnade, daß unser Herr sich jetzt im Himmel als Hoherpriester bei Gott für uns verwendet, um uns vor Abgleiten zu bewahren. Andererseits werden wir dazu ermuntert, mit Freimütigkeit zum Thron der Gnade hinzuzutreten, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe (Heb 4,16). Und wenn wir gesündigt haben, verwendet der Herr Jesus sich in Gnade als unser Sachwalter bei dem Vater und redet durch Geist und Wort zu unserem Gewissen, um uns unsere Sünde bewußt zu machen, uns zum Bekenntnis zu bringen und uns den vollen Genuß der Gemeinschaft mit Ihm und dem Vater wieder zu schenken (1. Joh 2,1)! Alles, was wir für unseren Herrn und an den Seinen tun, vermögen wir nur durch Seine Gnade. Der Apostel Paulus ist in dieser Beziehung ein nachahmenswertes Vorbild. Er schreibt: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war" (1. Kor 15,10). Er war sich der Tatsache bewußt, daß alles, was er war und hatte, auf Gottes Gnade zurückging, und sein Leben war ein einziges Echo dieser Gnade. Und doch bekennt er, daß nicht er selbst, sondern die Gnade Gottes die Quelle von allem war! Als durch Glauben Gerechtfertigte stehen wir in der Gnade Gottes (Röm 5,2). Leben wir auch wie Paulus praktisch im Bewußtsein dieser Gnade? Wenn Petrus am Ende seines ersten Briefes die Empfänger daran erinnert, daß er ihnen die wahre Gnade Gottes vorgestellt hat, in der sie stehen sollten (1. Pet 5,12), dann ist das eine Ermunterung oder auch Ermahnung. Wir sollten die Gnadenbeweise unseres Vaters nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern sie auch als solche erkennen. Erst dann stehen wir auch praktisch in der wahren Gnade Gottes. 14. Die geistlichen Gefahren, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen Daß das Verharren in der Gnade Gottes nichts ist, was sich von selbst ergibt, geht aus den Worten von Paulus und Barnabas an die jungen Gläubigen in Antiochien hervor, „Diese sprachen mit ihnen und ermahnten sie, dass sie bleiben sollten in der Gnade Gottes. (Apostelgeschichte 13,43). An anderen Stellen des Neuen Testaments werden wir gerade in dieser Hinsicht vor verschiedenen Gefahren gewarnt. Wir tun gut daran, über diese Ermahnungen nachzudenken und sie zu Herzen zu nehmen. Die Hebräer sollten darauf achten, daß niemand an der Gnade Gottes Mangel litt (Heb 12,15). Die Gnade ist für unser geistliches Gedeihen so unerläßlich wie der Regen für das Ackerfeld. Sie bewirkt in uns sowohl das beständige Selbstgericht als auch die Freude der Gemeinschaft mit Gott. Leiden wir aber Mangel an der Gnade, dann sprossen statt geistlicher Früchte Wurzeln der Bitterkeit auf, durch die nicht nur wir selbst, sondern auch viele andere verunreinigt werden. Den Galatern mußte
Paulus sagen, daß alle, die im Gesetz gerechtfertigt werden wollten, aus
der Gnade gefallen waren: Judas warnte die Empfänger seines Briefes vor gottlosen Menschen, die sich in die Mitte der Christen eingeschlichen hatten und die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehrten (Jud 4). Schon Paulus mußte in Römer 6 die Anfänge solcher Gedanken bekämpfen. So verdorben ist das Herz des Menschen, daß es die Gnade, in der Gott Seinen Sohn als Sühnung für unsere Sünden sandte, dazu mißbraucht, um den eigenen Begierden noch mehr Freiheit zu gewähren und noch mehr gegen Ihn zu sündigen! Judas spricht zwar von
Gottlosen, aber im Prinzip gilt dies auch für das Fleisch in jedem
Gläubigen. Wenn wir uns ohne ein tiefes Bewußtsein der Heiligkeit Gottes
mit der Gnade beschäftigen, dann können auch wir dazu kommen, sie in
Ausschweifung zu verkehren. Dies ist besonders für solche eine große
Gefahr, die von Kindheit an mit der Rechtfertigung aus Gnade bekannt sind,
aber keinen tiefen Abscheu vor der Schrecklichkeit der Sünde bekommen
haben. So kann man leicht - versteckt oder offen - aus der Gnade einen
Vorwand für das Fleisch machen und dessen Begierden folgen: Fassen wir die geistlichen Gefahren, die uns in diesen verschiedenen Versen vorgestellt werden, noch einmal kurz zusammen. In Hebräer 12 werden wir vor dem Mangel an Gnade gewarnt, der durch Entfremdung unseres erkalteten Herzens von dem Gott aller Gnade hervorgerufen wird. Die Galater standen in der Gefahr, das Gesetz an die Stelle der Gnade zu setzen, und im Judasbrief diente die Gnade als Vorwand für Zügellosigkeit und Sünde. Wir können nach dieser Aufzählung verschiedener Gefahren vielleicht eher verstehen, warum der Apostel Paulus die Korinther ermahnte, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen (2. Kor 6,1). Damit stellte er die ewige Sicherheit der Erlösten keineswegs in Frage, wie wir bereits in Galater 5 gesehen haben. Aber er warnte die Korinther mit diesen Worten vor allem, was in ihrem praktischen Lebenswandel nicht in Übereinstimmung mit der Gnade war. Denn obwohl sie an keiner Gnadengabe Mangel hatten, fehlte ihnen in der Praxis die Gnade so sehr, als hätten sie sie überhaupt nicht empfangen! Doch die unendliche Gnade Gottes zeigt sich auch darin, daß sie nie müde wird, uns zu unterweisen. 15. Die unterweisende Gnade durch das Wort Gottes Die Gnade Gottes ist nicht nur heilbringend für alle Menschen erschienen, sondern sie will auch alle unterweisen, die das Heil im Glauben angenommen haben Titus 2,11-13: Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus. Diese Unterweisung der Gnade brauchen wir, solange wir auf der Erde leben, weil unser neues Leben zwar den Wunsch hat, das zu tun, was Gott wohlgefällig ist, aber an sich keine Kenntnis der Gedanken und Wege Gottes besitzt, und weil wir noch das Fleisch, die ,alte Natur, haben, die nur sündigen kann und will. Die Unterweisung erfolgt durch das Wort Gottes, und ihr Ziel mit uns ist, daß wir besonnen, gerecht und gottselig leben. Wir können auf diese zarte, aber feste Belehrung nicht verzichten. Ob wir noch am Anfang oder schon am Ende des Glaubenslebens stehen, wir brauchen die Gnade und ihre Unterweisung, um Gott wohlgefällig zu dienen (Hebr 12,28), und jeder Schritt ohne sie ist gefährlich. Es ist nicht das Gesetz, das uns unterweist, sondern die Gnade. Die Gefahr der Hinwendung zum Gesetz haben wir schon gesehen. Das von Gott gegebene Gesetz, obgleich heilig, gerecht und gut, fordert nur, ohne die Kraft zu seiner Erfüllung zu geben. Die Gnade jedoch schenkt uns zuerst die neue Natur, die fähig und willens ist den Willen Gottes zu tun, um uns dann auch die notwendige Belehrung zu geben. Das Tätigkeitswort .unterweisen' steht als Partizip (Mittelwort) auf der gleichen Ebene wie ,heilbringend' (eigentlich ein Eigenschaftswort); wortgetreu könnte man übersetzen: „Denn erschienen ist die Gnade Gottes, heilbringend für alle Menschen, uns unterweisend ..." Ebenso wie die Gnade in der Person des Herrn Jesus als Mensch erschienen ist, so ist Er selbst jetzt auch derjenige, der uns unterweist. Denken wir nur an Seine eigenen Worte: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht" (Mt 11,29.30)! Das Hauptziel der unterweisenden Gnade ist, daß wir im jetzigen Zeitlauf besonnen, gerecht und gottselig leben. Die Unterweisung der Gnade umfaßt unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft: 1. In der Vergangenheit waren Gottlosigkeit und
weltliche Begierden unsere Kennzeichen. Um uns von ihnen zu befreien, ist
der Herr Jesus am Kreuz für uns gestorben. Unser alter Mensch ist mit Ihm
gekreuzigt, damit wir der Sünde nicht mehr zu dienen brauchen. Wir haben
den neuen Menschen angezogen, der erneuert wird nach dem Bild dessen, der
ihn erschaffen hat. 3. Auch unsere Zukunftserwartung steht mit der Unterweisung der Gnade in Verbindung. Es ist zunächst die „glückselige Hoffnung" der Auferweckung der Toten in Christus und die Verwandlung der lebenden Gläubigen bei Seinem Kommen zur Entrückung der Gläubigen, dann aber auch die „Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus", der kommen wird, um „verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben" (2. Thes 1,10). Diese beiden verschiedenen Ereignisse werden durch das eine Geschlechtswort vor „Hoffnung" und „Erscheinung" als ein gemeinsames Ziel der christlichen Erwartung vor unsere Blicke gestellt. Können wir im prüfenden Rückblick auf unser Glaubensleben sagen, daß wir die Unterweisungen der Gnade Gottes verstanden und beherzigt haben? Wieviel Mühe machen wir unserem geliebten Herrn doch durch unsere mangelnde Lernbereitschaft! Und doch wird Er in Seiner Gnade nicht müde, uns zu unterweisen. Wie dankbar dürfen wir dafür sein, aber wie sollte dies auch unser Bewußtsein von der unendlichen Größe der Gnade stärken! 16. Ergebnisse der unterweisenden Gnade Wir brauchen die Gnade Gottes täglich und stündlich, ja zu jedem Schritt, den wir tun. Wir dürfen aber auch jederzeit mit Freimütigkeit zum Thron der Gnade hinzutreten, um Barmherzigkeit zu empfangen und Gnade zur rechtzeitigen Hilfe zu finden (Heb 4,16). Wenn wir in Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus leben, „in ihm bleiben", wie Er uns in Johannes 15,4 ermahnt, erfahren wir die Bedeutung Seiner Worte an Paulus: „Meine Gnade genügt dir" (2. Kor 12,9). Als dieser wegen seines Dorns im Fleisch dreimal zum Herrn gefleht hatte, bekam er diese Zusage! Und er verstand, daß die Gnade des Herrn uns gerade dann stark machen kann, wenn wir schwach sind. Das war das Ergebnis der Unterweisung der Gnade. Praktisch können wir die Gnade, in der wir stehen, nur in Gemeinschaft mit Gott erfahren. Sobald wir uns aus dieser Gemeinschaft entfernen, geht uns das Bewußtsein verloren, daß es der heilige Gott ist, der „zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen", der uns durch Seine Gnade zu Seinen gesegneten und geliebten Kindern gemacht hat - uns, die wir doch nur Seine Strafe verdient hatten. Sobald wir uns innerlich von Ihm entfernen, werden fleischliche Gedanken in uns aktiv, die unsere Aufmerksamkeit auf uns selbst und auf die Welt richten. Das Bewußtsein der Gnade bewahrt uns davor, zu denken, wir hätten auf irgend etwas ein Recht oder Anrecht. Das heute so verbreitete Anspruchsdenken vieler Menschen steht im Gegensatz zur Gnade. Gnade fordert nicht, sondern sie gibt; sie besteht nicht auf Rechten, sondern ist bereit zurückzutreten. So handelte Abraham, als er Lot die besten Gegenden des Landes Kanaan wählen ließ. Er wurde von Gott reich dafür belohnt (1. Mo 13). Ein weiteres Ergebnis der Unterweisung wird sein, daß unser Reden von der Gnade gekennzeichnet ist „mit Salz gewürzt" (Kol 4,6). Unsere Worte sollen den Hörenden nämlich Gnade darreichen, d.h. in ihnen das Bewußtsein der Gnade stärken (Eph 4,29). Dazu brauchen wir die ständige Unterweisung durch das Wort Gottes, das „Wort seiner Gnade" (Apg 14,3; 20,32). Dann bleiben wir auch davor bewahrt, aus falsch verstandener Gnade von der Wahrheit abzuweichen. Wir dürfen Gnade nämlich nicht mit Toleranz verwechseln. Toleranz läßt alle Meinungen und Handlungsweisen nebeneinander gelten, während der Christ, der in der Gnade steht und den Willen Gottes kennt, aus Gnade geduldig gegenüber denen ist, die diesen Willen noch nicht erkannt haben. Paulus gebrauchte Worte der Gnade, als er den Philippern schrieb: „So viele nun vollkommen sind, laßt uns so gesinnt sein; und wenn ihr etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren" (Phil 3,15). Zu den Worten der Gnade gehört auch die Bezeugung des Evangeliums der Gnade Gottes (Apg 20,24). Dies steht in der Aufzählung der fünf Gegenstände, die Paulus in Ephesus den Menschen vorgestellt hatte, in der Mitte. Zunächst mußte die Buße zu Gott und der Glaube an unseren Herrn Jesus Christus gepredigt werden. Dann folgt das Evangelium der Gnade und schließlich - für die Gläubigen - die Predigt des Reiches Gottes und die Verkündigung des ganzen Ratschlusses Gottes (Apg 20,21-27). Schließlich werden wir dazu ermuntert, Gott in unseren Herzen in Gnade zu singen (Kol 3,16). Die unterweisende Gnade führt uns zu Dank, Lob und Anbetung und zur Freude im Herrn. Nur ein Mensch war je auf der Erde, der die Unterweisung der Gnade nicht nötig hatte: unser Herr. Er war der Offenbarer der Gnade Gottes, Er redete und handelte in Gnade und gab schon während Seines Erdenlebens Unterweisungen der Gnade. Gnade veranlaßte den Sohn Gottes, arm zu werden. Als Er auf der Erde lebte, besaß Er keinen Platz, wo Er Sein Haupt hinlegen konnte, bis Er es endlich am Kreuz neigte. Er redete Worte der Gnade, die die Menschen noch nie gehört hatten (Lk 4,22). Der Ehebrecherin (Joh 8) erwies Er eine Gnade, die die Juden nicht verstanden. Von Seiner Kindheit an wurde in all Seinem Reden und Tun sichtbar, daß Gottes Gnade auf Ihm war (Lk 2,40). Er allein ist unser vollkommenes Vorbild und Beispiel der unterweisenden Gnade Gottes. Wir wollen uns durch die Betrachtung der unermeßlichen Gnade Gottes ermuntern lassen, sie mehr und mehr zu erkennen (Kol 1,6). Laßt uns auch danach streben, in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus zu wachsen (2. Pet 3,18), denn es ist gut, daß das Herz durch Gnade befestigt wird (Heb 13,9), damit wir stark werden in der Gnade (2. Tim 2,1). Um Gott wohlgefällig zu leben, brauchen wir die Gnade (Heb 12,28). Der Apostel Paulus lebte nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in Einfalt und Lauterkeit des Herzens, kurz: in der Gnade Gottes (2. Kor 1,12). Auch den ersten Christen in Jerusalem wird das Zeugnis gegeben, daß große Gnade auf ihnen allen war (Apg 4,33). Wenn wir zum Schluß noch einmal die Briefe des Neuen Testaments anschauen, in denen so viel von der Gnade die Rede ist, dann verstehen wir jetzt vielleicht besser, warum die meisten von ihnen mit dem Wunsch oder der Bitte um Gnade für die Empfänger beginnen und enden. Die errettende Gnade brauchte ihnen nicht mehr nahegebracht zu werden, denn die hatten sie bereits kennengelernt. Aber das Bewußtsein, in der Gnade Gottes zu stehen und aus ihr zu leben, muß bei allen Kindern Gottes immer aufs neue geweckt und erhalten werden. Auch dies gehört zu den Unterweisungen der Gnade Gottes, daß wir sie täglich brauchen und aus ihr und mit ihr leben. 17. Ohne Heiligung können wir nicht in der Gnade Gottes leben Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern,
durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein
Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer
vernünftiger Gottesdienst. Römer 12:1 18. Ohne Vergebung können wir nicht in der Gnade Gottes leben Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Matthäus 6:14 19. Ohne das Wort der Wahrheit können wir nicht in der Gnade Gottes leben Um der Hoffnung willen, die für euch bereit ist im Himmel. Von ihr habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt Frucht bringt und auch bei euch wächst von dem Tag an, da ihr's gehört und die Gnade Gottes erkannt habt in der Wahrheit. Kolosser 1,5-6 20. Anfechtung und Trübsal - Zeit der Bewährung
Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat
zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine
kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1
Petrus 5:10
21. Wir werden ein unerschütterliches Reich empfangen 22. Durch die Gnade Gottes werden wir die Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit erleben Wenn Petrus zur Hoffnung ermuntert, dann ist der Gegenstand der Hoffnung die Gnade, die uns bei der Offenbarung Jesu Christi gebracht wird (1. Pet 1,13). Er sieht nicht die Entrückung vor sich, sondern die Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit, wenn Er inmitten Seiner Heiligen verherrlicht und bewundert werden wird. Mit Ihm werden wir dann auf dieser Erde in Herrlichkeit offenbart werden. Auch dies gehört zum Reichtum der Gnade, die Gott uns, die wir jetzt Fremdlinge und ohne Bürgerrecht auf der Erde sind, zuteil werden läßt. Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Römer 5,1-3 Was nun das Kommen unseres Herrn Jesus Christus angeht und unsre Vereinigung mit ihm, so bitten wir euch, liebe Brüder, dass ihr euch in eurem Sinn nicht so schnell wankend machen noch erschrecken lasst – weder durch eine Weissagung noch durch ein Wort oder einen Brief, die von uns sein sollen –, als sei der Tag des Herrn schon da. Lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott. Und ihr wisst, was ihn noch aufhält, bis er offenbart wird zu seiner Zeit. Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit; nur muss der, der es jetzt noch aufhält, weggetan werden, und dann wird der Böse offenbart werden. Ihn wird der Herr Jesus umbringen mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt. 2.Thessalonicher 2,1-8 23. Durch die Gnade Gottes sind wir Erben der Gnade des Lebens Es ist etwas Großes um die Gnade Gottes, in der wir stehen. Schauen wir zurück, dann sehen wir die Gnade, die uns das Heil gebracht hat und der wir alles verdanken, was wir haben und sind. In der Gegenwart dürfen wir Gnade um Gnade nehmen. Und schauen wir in die Zukunft, dann besitzen wir durch Gnade die lebendige, glückselige Hoffnung auf unseren geliebten Herrn. Wir sind Erben der Gnade des Lebens (1. Pet 3,7), das wir jetzt zwar noch in Schwachheit, bald aber in Vollkommenheit besitzen, erkennen und genießen werden. Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden. 1.Petrus 3,7 Gnade sei mit euch
und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
1.Korinther 1,3
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(Letztes Update: 18.10.2018)