Prophetisches: Das Überrest-Prinzip
Teil 1 bis 3
„Das Überrest-Prinzip“ ist eine 5-teilige Serie, die nach und nach übersetzt wird
von Chip Brogden

Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Der Überrest in Israel / Der Überrest in Babylon / Der Überrest unserer Tage

Teil 2: Gottes Plan / Der Stein füllt alle Dinge / Überwinder demonstrieren die Wahrheit / Sieg durch Christus
Teil 3: Gottes endgültiger Plan / Der Plan des Feindes / Die Versuchung / Das Zeugnis

(Teil 1)

Daniel aber nahm sich vor, sich […] nicht zu verunreinigen; (Dan. 1,8)

In unserer Zeit arbeitet der Herr mit einem Überrest und bringt Überwinder hervor, die Seine Interessen auf dieser Erde repräsentieren, ein Volk, das in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt ist. Trotz eines generellen Versagens der Gesamtheit erfüllen die Überwinder, als Teil dieser Gesamtheit, Gottes ursprüngliche Absicht für Seine Gemeinde.

Der Gedanke eines Überrestes ist nicht ohne historische Beispiele. Lasst uns genau definieren, was ein Überrest ist. Einfach gesagt ist ein Überrest Folgendes: eine oder mehrere Person(en), die die Absicht des Herrn für die Gesamtheit erfüllen, wenn die Gesamtheit diese nicht erfüllen kann oder nicht erfüllen will. Nehmen wir als Beispiel Noah. In einer Zeit, in der Gewalt und Sünde die ganze Erde erfüllten, ist da ein Mann, der als Einziger gerecht und Gott wohlgefällig ist. Der Herr richtet die Menschheit mit einer Flut, macht jedoch nicht völlig Schluss. Er verschont Noah mitsamt seiner Familie und macht mit ihnen einen neuen Anfang.

Ein weiteres gutes Beispiel ist Elia. Da er als einziger Prophet übrig geblieben sei, so klagte er, sei er tot besser dran, und bat deshalb Gott, dass dieser ihm sein Leben nehmen möge. Gott antwortete: „Aber ich habe siebentausend in Israel übrig gelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat“ (1.Kö. 19,18). Welch ein Ehrfurcht gebietender Herr! Die gesamte Nation gehörte dem Herrn. Rein technisch gesehen war es Sein auserwähltes Volk. Doch tatsächlich waren nur siebentausend von ihnen den Gedanken und Absichten des Herrn, die er für sie hatte, wirklich treu. Sie hatten keinerlei Götter angebetet. Es ist eine vergleichsweise kleine Anzahl, aber ganz sicher mehr als Elia annahm.

Das Überrest-Prinzip ist nicht nur unter den Gerechten zu finden. Ihr erinnert euch, als Abraham Fürbitte für Sodom leistete, war er in der Lage, Gott davon zu überzeugen, die ganze Stadt zu verschonen, wenn zehn gerechte Leute in ihr zu finden wären. Zum Unglück für Sodom gab es keinen Überrest, nicht einmal eine kleine Hand voll Leute, die in Übereinstimmung mit den Absichten Gottes standen, und so wurde die Stadt zerstört. Überreste können den Unterschied zwischen Leben und Tod, zwischen Rettung und Zerstörung ausmachen.

Jeder hätte den Platz, den Noah in Gott innehatte, einnehmen können. Gott hatte keine Quote festgelegt für die Treuen in Israel, die mit siebentausend Leuten erfüllt war. Der Überrest ist keine geschlossene Gruppe. Ich habe vor vielen Jahren diese Aussage gehört: „Jeder kann, nicht jeder wird, aber jemand wird.“ Das ist nämlich das Wesentliche daran. Es gibt eine ganze Doktrin mit der Bezeichnung „Überrest-Theologie“, doch um diese geht es uns hier keinesfalls. Darüber wollen wir uns im Klaren sein: Ein Überrest ist nicht ein exklusiver, elitärer Kreis supergeistlicher Heiliger. Keinesfalls. Die Verheißungen gehen an die „wer auch immer“. Jeder kann ein Freund Gottes sein! Jeder kann überwinden! Dennoch wissen wir, dass es nicht jeder wird. Und weshalb nicht? Ich wünschte, ich wüsste, warum. Ich wünschte, ich könnte es erklären, doch ich kann es nicht erklären und weiß nur, dass es eine Tatsache ist, dass nicht jeder weitergehen wird mit Gott. Wir wissen es aus der Vergangenheit, und wir wissen es, wenn wir uns im Hier und Heute umsehen. Nicht jeder wird sich in Gott hineinpressen, nicht jeder wird nach Seinem Königreich trachten, nicht jeder wird sein eigenes Leben niederlegen und Jesus nachfolgen. Nicht, dass sie es nicht KÖNNTEN, sie WERDEN es einfach nicht. Es gibt nichts in Stein Gemeißeltes, das sagt, dass du dazu bestimmt bist, ein Überwinder zu sein, diese anderen Leute hingegen nicht. Nein, jeder ist dazu bestimmt, doch wie viele werden dem tatsächlich nachgehen? Jeder kann, nicht jeder wird (tatsächlich sogar die große Mehrzahl), aber JEMAND wird. Diese Gruppe der „Jemands“, die dazu bereit sein werden, sind der Überrest.

Der Überrest taucht im Buch der Offenbarung wieder auf und wird dort Überwinder genannt. Der Herr richtet sich an sieben Gemeinden und lässt eine besondere Einladung an „den, der überwindet“ ergehen. Sechs der Sieben hatten ernsthafte geistliche Probleme, die unverzüglicher Korrektur bedurften; Philadelphia, die eine Ausnahme, erlebte furchtbare Verfolgung. Doch wenn wir diese Botschaften lesen, können wir deutlich erkennen, dass der Herr einen Überrest herausruft, der überwindet. Von diesem Punkt an scheinen die einzelnen Identitäten der sieben Gemeinden zu verblassen und wir hören danach nur noch von den Überwindern.

Der Überrest in Israel

Wie erlangt der Herr die Aufmerksamkeit Seines Volkes? Zunächst sendet Er uns Sein Wort. Wenn wir Sein Wort nicht hören, sendet Er uns die Propheten. Hören wir Seine Propheten nicht, was dann? Ganz einfach, der Herr wird unsere Umstände benutzen müssen, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Und in Israels Fall, als jede andere, nennen wir sie „diplomatische“ Lösung niedergeschlagen und abgelehnt worden war, sagte der Herr: „Es ist genug. Ich werde einen neuen Anfang machen müssen. Ich werde mein Volk richten und meine Absichten durch einen Überrest ausführen, ein kleiner Rest von Getreuen. Nein, ich werde nicht ein völliges Ende herbeiführen, doch ich werde sie veranlassen, alle durch das Feuer der Bedrängnis zu gehen.

Der Herr hatte dies in kleinerem Umfang viele Male zuvor getan. Wenn wir das Buch der Richter lesen, erkennen wir das Muster. Die Menschen verfallen dem Götzendienst und der Herr gestattet ihren Feinden, sie zu überwinden. Nach einer Zeit des Leidens rufen sie nach dem Herrn, Er schickt ihnen einen Befreier und sie werden befreit. Die Dinge gehen eine Zeit lang gut, und dann wiederholt sich der lasterhafte Kreislauf. Man beachte die Geduld Gottes! All diese Dinge sind peinlich genau für uns aufgezeichnet.

Das Buch Daniel berichtet von einem der größten Tiefpunkte in der Geschichte Israels. Die Nation Israel hatte über mehrere Generationen hinweg einen andauernden geistlichen Verfall erlebt. Der Herr stand in einer beträchtlichen Auseinandersetzung mit Seinem Volk. Wir wissen, dass Israel den einen wahren Gott repräsentieren sollte, den Schöpfer aller Dinge. In dieser Eigenschaft waren sie dazu bestimmt, ein aus allen anderen Nationen ausgesondertes Volk zu sein. Alle anderen Nationen beteten Götter an; Israel sollte ein Beispiel sein und das Mittel, durch das der Herr alle Götzen anbetenden Völker erreichen wollte. Israel war die erste monotheistische Nation der Erde – das heißt, sie beteten nur einen einzigen Gott an, während die anderen Nationen viele Götter anbeteten. Somit sollte die gesamte Nation Israel ein gemeinschaftlicher Überrest sein: eine Nation, dazu geschaffen, die Absicht des Herrn für alle Nationen (die Gesamtheit) zu erfüllen, da diese Gesamtheit sie entweder nicht erfüllen wollte oder es nicht vermochte. Das ist der Grund, warum Israel ins Leben gerufen wurde.

Offensichtlich könnte die Nation Israel das Zeugnis des Herrn nicht aufrechterhalten, würde sie Götzen anbeten, wie es jede andere Nation der Erde tat. Sie würden ihre Besonderheit vollständig verlieren. Die Heidennationen sollten auf Israel blicken können, ihren großen Segen sehen, Wohlstand, Frieden, Wachstum und die Gegenwart Gottes, derer sich das Volk Israel erfreute, und daraufhin ihren Götzen zugunsten des Lebendigen Gottes absagen. Kurzum, Israel war dazu bestimmt, ein lebendiges Zeugnis zu sein. Selbstverständlich wissen wir, dass Israel versagte. Anstatt das Zeugnis aufrechtzuerhalten, sündigte es wie jede andere Nation, indem es Götzen anbetete. Selbst eine oberflächliche Lesung des Alten Testaments zeigt, dass dies das Herzstück der Auseinandersetzung Gottes mit Israel war. Wie konnte ein abgesondertes Volk Zeugnis von dem Einen Gott ablegen, wenn das Leben des Volkes der Wahrheit, die es hätte haben sollen, völlig widersprach?

Wieder und wieder sandte der Herr Propheten, um sie zu warnen. Es gab erhellte Zeiten der Umgestaltung und der Reinigung von Götzen, doch insgesamt war der Weg der Nation abwärts ausgerichtet. Mit der Zeit wurden sie schlimmer und verkommener als die Heidennationen. Dies stellte für Gott ein ziemliches „Problem“ dar, was vielleicht nicht die beste Bezeichnung ist, aber dennoch die Lage ganz gut beschreibt. Hier ist ein Volk, das dazu bestimmt ist, ein Licht für die Nationen zu sein, doch in Wahrheit fügt es dem Zeugnis Gottes auf dieser Erde sogar Schaden zu. Dieses Volk ist nicht länger exklusiv, abgesondert oder hervorgehoben: Es ist durch und durch ohne jeglichen Unterschied zu irgendeiner anderen Nation. Es ist beliebig, gewöhnlich, verunreinigt und insgesamt kompromittiert.

Was kann Gott nun dagegen tun? Um ganz offen zu sein, könnte man sagen, dass der Herr sich für Israel einsetzt, weil der Herr, würde Israel versagen, nicht länger ein klares Zeugnis auf dieser Erde hätte. Die Botschaft an die Nationen wäre: „Der Gott Israels ist schwach; er kann noch nicht einmal sein eigenes Volk in Zaum halten. Seht sie nur an! Sie sind auch nicht anders als wir, also kann auch ihr Gott nicht anders sein als unsere Götter. Der Gott Israels ist nichts, vor dem man sich fürchten müsste.“ Dass eine solche Situation inakzeptabel ist, steht außer Frage. Unglücklicherweise hängt alles von diesem rückfällig gewordenen, rebellischen, ungehorsamen Volk ab. Der Herr kann nicht einfach zu einer anderen Nation gehen und mit ihr nochmal ganz von vorn anfangen. Es ist zu viel investiert worden in diese Leute. Eine Beziehung wurde aufgebaut, Versprechen wurden gegeben – Abraham, Isaak, Jakob, Mose, Samuel, David, sie alle waren an dem Ganzen beteiligt. Doch noch viel wichtiger, die ganze Welt schaut zu und will sehen, wie der „sogenannte“ Lebendige Gott (wie sie ihn nannten) mit seinem Götzen anbetenden Volk umgehen würde. Die ganze Herrlichkeit Gottes mitten unter den Nationen ist in Frage gestellt. Wie konnten sich die Dinge so weit verschlechtern? Nach natürlichem Ermessen scheint es, als sei alles verloren.

Der Überrest in Babylon

Nachdem alle anderen Mittel erschöpft waren, beschloss der Herr, Israel in die Hand einer heidnischen, Götzen anbetenden Nation zu geben – Babylon. Der Prophet Habakuk argumentiert Gott gegenüber, dass Babylon schlimmer sei als Israel, also wie sollte das irgendeine Art von Zeugnis für den Herrn errichten? Wie kann Gott zulassen, dass Sein Volk von Heiden besiegt wird? Doch der Herr weiß, was er tut. Es ist fast so, als sagte der Herr: „Da ihr mich für Götzen verlassen habt, werde ich euch geben, was ihr wollt: eine Lebensweise, die völlig von mir getrennt ist und von Götzen jeder Art dominiert wird. Ich werde euch wegschicken in ein fremdes Land, und ihr werdet endlich haben, was ihr wolltet. Da ihr wie andere Nationen sein wollt, und da ihr wie Heiden leben wollt, werde ich euch Gelegenheit dazu geben. Doch ich werde einen Überrest sichern, und ich werde sie in ihr eigenes Land zurückbringen, und von jener Zeit an wird Götzenanbetung niemals wieder ein Problem für Israel sein.“ Man beachte die Weisheit Gottes!

Als die Hebräer sich beklagten, sie wären des Mannas überdrüssig und wollten Fleisch, erinnert ihr euch, was der Herr da sagte? Er sagte, Er würde ihnen ganz gewiss Fleisch geben und sie würden es essen, bis es ihnen zu ihren Ohren heraus käme. Sie würden so viel haben, wie sie nur ertragen könnten, und es würde ihnen Übelkeit verursachen. In ähnlicher Weise beschloss der Herr, ihnen alle Götzen zu geben, die sie wollten, um sie auf diesem Wege für alle Zeit von ihrem Verlangen nach Götzen zu kurieren.

Und so brachte der Herr die Armeen von Babylon nach Jerusalem. Der Tempel wurde geplündert und zerstört, die Stadt niedergebrannt und der Großteil der Menschen getötet. Der Rest wurde gefangen nach Babylon weggeführt. Alles ist verloren, wie es scheint. Das Zeugnis ist zusammengebrochen, eine Wiederherstellung zu irgendeinem späteren Zeitpunkt scheint undenkbar. Gott hat Sein eigenes Volk „verlassen“ und einer heidnischen Nation erlaubt, es zu überwältigen. Und nicht nur das, auch das geistliche Zentrum der Nation – der Tempel – war verschwunden, und mit ihm die Opfer, die Anbetung, die Priesterschaft, das Gesetz, die Propheten, einfach alles.

Doch lasst uns über die historischen Gesichtspunkte hinausgehen und einen Blick aus geistlicher Sicht auf die Dinge werfen. Wir müssen daran denken, dass alles auf CHRISTUS hinweist. Von Anbeginn an wirkt Gott, um ein ganz bestimmtes Ende zu erzielen, und das ist die Offenbarung Christi und die Errichtung eines Königreichs. Er nahm einen Mann aus einer Nation von Götzenanbetern – Abraham – und offenbarte sich ihm nach und nach. So wurde der Monotheismus geboren. Gott wollte sich durch diesen einen Mann eine Nation sichern, als etwas, das sein Eigen war, abgesondert und sich von jeder anderen Nation unterscheidend. Wir folgen der Linie durch von Isaak zu Jakob, Josef, Mose, David und den Königen. Der Zenit wird während der Regentschaft Davids erreicht; das heißt, als Israel dem am Nächsten kam, was Gott unter David beabsichtigte. Salomo fing gut an, doch dann kam der verdammenswerte Götzendienst zurück! Unverzüglich wird die Nation in nördliche und südliche Königreiche gespalten und die Dinge verschlechtern sich weiter. Schlussendlich fällt das nördliche Königreich (Israel) und später fällt auch das südliche Königreich (Juda).

Aus geistlicher Sicht scheint es, als wäre Gott mit Seinem Vorhaben, sich ein Volk zu sichern, gescheitert. Können wir wirklich den Ernst der Situation einschätzen? Christus ist noch nicht erschienen, und Israel hat versagt. An diesem Punkt sagt Satan, „Endlich! Ich wusste, es würde nicht andauern. Allein schon der Gedanke einer heiligen Nation inmitten all der anderen Nationen dieser Welt! Ein ausgesondertes und abgegrenztes Volk! Hah! Ich denke, wir können mit Sicherheit sagen, dass wir gewonnen haben. Christus wird sich nicht manifestieren, denn Israel ist nicht mehr. Wir haben den Sieg!“ Warum hasste Satan Israel? Nicht, weil Israel etwas darstellte, sondern weil Israel die Tür war, durch die Christus in die Welt kommen würde. Israel zu zerstören, bevor Christus erscheinen kann, ist im Wesentlichen gleichbedeutend mit Ihn im Mutterleib zu töten (Off. 12, 4-5).

Rückblickend wissen wir natürlich, dass der Herr nicht einfach zulässt, dass der Teufel Seine Absicht vereitelt. Was so erstaunlich ist am Herrn, ist, dass auch der Mensch Seine Absicht nicht verhindern kann! Der Herr hatte bereits durch Jesaja gesagt, dass Christus kommen würde. Doch Jeremia sagt, dass der Herr es zuließe, dass Israel siebzig Jahre lang in Gefangenschaft gehalten würde, bevor Er sie zurück in ihr Land brächte. Bei dieser ganzen Angelegenheit geht es aber nicht nur um Liegenschaften. Wir müssen sehen, dass das Anliegen Gottes darin besteht, Seinen Sohn in die Welt zu bringen, und der Ort dieses Hervorbringens und Offenbarens liegt in Bethlehem. Der Ort für Sein Opfer für unsere Sünden befindet sich in Jerusalem. Dies ist bereits vorherbestimmt. Also muss das Land wieder an Israel zurückgegeben werden, bevor Christus manifestiert werden kann.

An diesem Punkt der Geschichte, die Gottes Umgang mit Israel beschreibt, beginnt das Buch Daniel. Wir beginnen mit der Verschleppung eines Überrestes des Volkes nach Babylon. Es ist wichtig, die Einstellung Babylons gegenüber der Nation, die es besiegt hatte, zu verstehen. Wenn wir dessen Herangehensweise verstehen, werden wir die Analogie zwischen dem Babylon der damaligen Zeit und dem heutigen geistlichen Babylon besser beurteilen können. Wenn du von Babylon besiegt wirst, beginnt es DICH in das zu verkehren, was ES ist.

Die Medo-Perser, die auf Babylon folgten, entschieden sich für eine andere Vorgehensweise. Sie rechneten sich aus, dass ein glückliches Volk ein zufriedenes Volk sei und daher weniger zur Rebellion neige, also erlaubten sie dir, deine Religion und deine Sitten mehr oder weniger vollständig beizubehalten. Deshalb erlaubte auch Cyrus den Juden, in ihr Land zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. Doch ganz anders die Babylonier. Beten sie einen bestimmten Götzen an, dann wird auch von dir erwartet, dass du ihn anbetest. Wenn sie bestimmte Nahrungsregeln haben, dann wirst auch du so essen müssen. Da sie Aramäisch sprechen, wirst auch du Aramäisch sprechen müssen. Mit anderen Worten, in Babylon ist für nichts anderes Raum als für Babylon. Du kannst nicht deine Individualität behalten, deine ganz eigene Wahrnehmung der Dinge. Du wirst entweder ihrer Kultur angeglichen, oder du stirbst.

Sogleich erkennen wir hier die Grundlage für einen Konflikt. Ein Jude kann nicht einfach wie jede andere Nation „sein“ und trotzdem noch jüdisch sein. Wir können davon ausgehen, dass der Großteil Israels seine Besonderheit bereits verloren hatte, sonst wären sie gar nicht erst in diese Situation hineingeraten. Aber wir wissen, will Gott Seine Absicht erfüllt sehen, muss Er sich einen Überrest erhalten. Dieser Überrest wird arg geprüft werden, denn dort, wo sie hingehen, wird es für sie nicht einfach sein, ein Zeugnis – gleich welcher Art – aufrechtzuerhalten. Die Hoffnung ist, dass sie irgendwie, auf irgendeine Weise, dem Herrn inmitten der allgemein geltenden Zugeständnisse treu bleiben und die siebzig Jahre der Gefangenschaft erfolgreich überstehen würden, dass sie nach Jerusalem zurückkehren und zulassen würden, dass sich Gottes Absicht weiter durchpresst, bis hin zur Offenbarung Christi.

Alle Hoffnungen und Träume des Himmels sind eng mit dieser Handvoll Exilanten verknüpft! So viel hängt von dieser Gruppe ab. Werden sie treu sein? Werden sie ausharren? Oder werden sie unter dem Druck einer fremden Nation, einer heidnischen Gesellschaft, völlig zusammenbrechen? Wir können sicher sein, dass Satan und alle Geister des Antichristen diese Entwicklungen sehr genau verfolgen. Israel als Ganzes mag zerstört worden sein, doch solange diese Juden übrig sind, besteht eine Chance – wenngleich auch nur eine geringe – , dass es Gott möglich sein wird, Seinen Plan zur Ausführung zu bringen. Wir müssen verstehen, dass alle Mächte der Finsternis sich gegen diesen Überrest konzentrieren werden, mit der Absicht, das Zeugnis ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen. Dies ist wahrhaftig eine kritische Periode von großer Tragweite. Mehr als nur Israel steht auf dem Spiel: Die gesamte Erfüllung der Absicht Gottes, sein Plan für die Erlösung, das tatsächliche Kommen des Messias, der Sein Königreich aufrichtet, steht auf der Kippe.

Wer würde nun glauben, dass mit all dem, was auf dem Spiel steht, die erste Schlacht über so etwas Unbedeutendes geschlagen würde wie darüber, was gegessen werden durfte? Wer hätte erraten können, dass das Schicksal der gesamten Menschheit auf etwas so Einfachem wie Nahrung ruhte? Aber ich sage euch, dass der Großteil der Leute gleich bei diesem ersten Test versagte, diesem winzig kleinen Test, und sie das umgehend disqualifizierte. Ich bete, dass der Herr unsere Augen öffnen möge, damit wir das Prinzip hier erkennen!

Wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, wie viele genau nach Babylon verschleppt wurden. Doch was wir wissen, ist, dass aus dieser Gruppe einige jüngere Männer ausgewählt wurden, um einer intensiven Belehrung über den Lebensstil und die Sitten der Babylonier unterzogen zu werden. Sie waren dazu ausersehen, sich einem rigorosen Programm zu unterwerfen, welches sie in den Künsten, Wissenschaften und der Religion einer heidnischen Nation schulen würde. Sie sollten eine neue Sprache und neue Gepflogenheiten erlernen. Selbst ihre Namen wurden geändert, so wurde jeder von ihnen nach einem Götzen benannt. Babylon verschluckt sie rasch ins eigene System.

Satan versuchte also, diesen Überrest von Anfang an zu zerstören. Wir wissen, dass von all diesen jungen Männern nur vier gegen die Veränderungen, die ihnen abverlangt wurden, Einwände erhoben. Lediglich vier! Wollen wir damit zum Ausdruck bringen, dass aus dieser ganzen Schar junger Männer alles nur von diesen Vieren abhängt? Ja, das ist es, was wir der Heiligen Schrift entnehmen können. Die Mehrzahl dachte vermutlich, „ich habe gesehen, wie mein Volk getötet wurde, mein Heim zerstört und der Tempel niedergebrannt. Wir wurden in dieses Land gebracht und werden unser eigenes Land niemals wiedersehen. Gott hat uns verlassen. Wir können uns genauso gut an Babylon gewöhnen. Wir haben Glück, dass wir nach allem, was geschehen ist, zumindest noch unser Leben haben. Vielleicht, wenn wir kooperieren, können wir so das Beste daraus machen.“

Als Teil ihrer Einführung in die babylonischen Lebensgewohnheiten wurde diesen Jungen die tägliche Versorgung mit einer Ration vom Fleisch und vom Wein des Königs verordnet. Die meisten von ihnen nahmen diese tägliche Bereitstellung als Teil des Programms stillschweigend an. Tatsächlich war es doch ein Segen, überhaupt Nahrung und Getränk zu haben! Warum, so dachten sie, sollten wir uns letztendlich Gedanken darüber machen, ob wir Fleisch essen oder Wein trinken, oder ob wir den Sabbat halten oder überhaupt irgendein jüdisches Gesetz? Dieser Lebensstil ist tot und vorbei. Wir können hier keine Juden sein. Der Tempel ist verschwunden, die Priester sind vermutlich alle tot, daher macht es keinen Unterschied. Also nahmen sie das Fleisch des Königs und auch seinen Wein an. Dies ist nur symbolischer Ausdruck ihrer endgültigen Kapitulation gegenüber Babylon. Jetzt war es besiegelt. Ab diesem Moment waren sie dem babylonischen System weitgehend ausgeliefert. Falls sie Juden waren, dann nur dem Namen nach, denn sie hatten sich selbst kompromittiert.

Doch da war ein junger Mann, der all das, was ihm angeboten wurde, nicht stillschweigend akzeptierte. Er sah die anderen neben sich am Tisch sitzen und roch das Fleisch des Königs, während es den anderen der Reihe nach serviert wurde, und er hörte das Gluckern, mit dem der Wein des Königs in ihre Kelche gefüllt wurde. Dann und dort wurde eine Entscheidung getroffen: „Daniel aber nahm sich vor, sich mit des Königs feiner Speise und mit dem Weine, den er trank, nicht zu verunreinigen;“ (Dan. 1, 8)

Eifert Daniel hier einfach nur um das Gesetz des Mose oder steckt dahinter ein größerer Beweggrund? Es geht hier nicht wirklich um das Fleisch oder das Getränk, sondern um die Absicht in Daniels Herz, sich nicht zu verunreinigen. Dass sich jemand überhaupt so etwas vornehmen würde angesichts der Umstände, ist erstaunlich. Die einfachste Vorgehensweise wäre die, einfach auf die Gegebenheiten einzugehen, sie anzunehmen, wie sie sind und keinen Aufstand zu machen. Doch Gott sei Dank für diese Entscheidung! Daniel nahm sich etwas vor in seinem Herzen – eine Flamme wurde entzündet, und je länger er darüber nachdachte, desto heißer brannte dieses Feuer. Während die anderen aßen und tranken, gab Daniel seinen drei Freunden ein Zeichen und flüsterte, „esst meins, wenn ihr wollt – doch ich werde nicht gegen den Herrn sündigen in dieser Sache!“ Und so beschlossen die drei Brüder, Hananja, Misael und Asarja, dass auch sie nichts von dem Fleisch und dem Wein zu sich nehmen würden. Halleluja! Nach so etwas hält der Herr Ausschau – eine kleine Gruppe von zwei oder drei, versammelt unter einem Bund, dass sie für das Zeugnis des Herrn, für etwas Himmlisches, einstehen werden, ganz gleich, was es sie kostet! Doch warum hältst du an deiner Unbestechlichkeit fest, Daniel? Denkst du, du bist besser als alle anderen? Was erhoffst du dir davon? Um was geht es dabei?

Daniel und seine Freunde repräsentieren die Überwinder. Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, dass er für alle Zeit stets ein gewisses Maß an Feindseligkeit und Widerstand gegen das Weltsystem dort in Babylon beibehalten würde. Nicht einen lauten, demonstrativen, Aufmerksamkeit erregenden Widerstand, sondern einen ruhigen, zielbewussten, auf Prinzipien ruhenden Lebensstil, der es ihm nur bis zu einem gewissen Punkt gestatten würde, auf die Gegebenheiten einzugehen, danach aber keinen Schritt weiter. Ja, er mag physisch in das Königreich Babylon hineingezwungen worden sein, doch er weigerte sich, geistlich hineingezwängt zu werden! Sein Gott und seine Religion waren nicht an einen Tempel in Jerusalem gebunden, an eine Priesterschaft oder ein bestimmtes System der Anbetung. Daniel sagt, „es ist wahr, der Tempel ist zerstört, Jerusalem niedergebrannt, und Gott hat zugelassen, dass wir überwältigt wurden. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Er der Höchste Gott ist, der Schöpfer von Himmel und Erde. Ich ändere nicht mein Zeugnis, nur weil sich meine Umstände geändert haben. Ich werde das Zeugnis des Herrn aufrechterhalten, selbst wenn das den Tod bedeutet. Ich würde lieber sterben, als mich zu verunreinigen und vom Reich Gottes disqualifiziert zu werden. Irgendwo auf dieser Erde muss jemand das Königreich Gottes repräsentieren, und mag ich auch IN Babylon sein, so bin ich doch nicht VON Babylon!“ Das war im Wesentlichen seine Überlegung.

Der Überrest unserer Tage

Worin liegt die Bedeutung dieser Geschehnisse und wie finden sie in unserer Zeit Anwendung? Einfach gesagt: Die Zeit, in der wir leben, unterscheidet sich nicht vom Israel des Alten Testaments oder den neutestamentlichen Gemeinden aus dem Buch der Offenbarung. Wenn wir die Landschaft der Christenheit überblicken, sehen wir eine einzige große Enttäuschung, eine unglaubliche Unreife, völlige geistliche Blindheit und Täuschung und eine derartige Vermischung mit dieser Welt unter weitestgehenden Zugeständnissen, dass es praktisch keine Unterscheidung mehr gibt zwischen dem Natürlichen, dem Seelischen, dem Fleischlichen, dem Menschlichen und dem Geistlichen. Ich werde nicht allzu viel Zeit darauf verwenden, weil es für jeden mit geistlicher Wahrnehmungsfähigkeit offensichtlich ist. In ihrer Gesamtheit hat die Gemeinde darin versagt, das Zeugnis Jesu zu übermitteln, so wie auch Israel darin versagte, das Zeugnis des Herrn aufrechtzuerhalten.

„Liebt nicht diese Welt“, schreibt der Apostel Johannes, „und auch nicht die Dinge, die in dieser Welt sind. Wenn ein Mensch die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, kommt nicht vom Vater, sondern von dieser Welt. Und die Welt vergeht, und mit ihr ihre Lust; doch wer den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit“ (s. 1. Joh. 2, 15- 17). Dies findet in Daniel beispielhafte Verdeutlichung.

Ist nicht genau das die Grundlage unseres heutigen Konfliktes? Hier sind wir, mit einer himmlischen Berufung, einer Himmelsbürgerschaft, einem himmlischen Jerusalem, einem himmlischen Tempel, einem himmlischen Königreich, doch im Moment leben wir „im Exil“, in einem Weltsystem, das auf alle ihm bekannte Weisen versucht, uns dazu zu bringen, dass wir uns durch Kompromiss verunreinigen. Und offensichtlich erledigt es seine Arbeit sehr gut. Gerade so wie diese jungen Hebräer, essen wir das Fleisch dieser Welt, trinken den Wein dieser Welt und benehmen uns, als Teil des Programms, auf tausenderlei Weisen genauso wie die Welt, ohne auch nur ein zweites Mal darüber nachzudenken. Und wir wundern uns, warum wir keine himmlische Sichtweise beibehalten können! Wir wundern uns, warum wir nicht siegreich sind! Wenn wir uns im Herzen vornehmen, unsere Liebe den Dingen droben zuzuwenden, anstatt den Dingen auf Erden (Kol. 3, 2), kann der Herr etwas für uns tun. Bis dahin sind wir nicht anders als die Welt, also warum sollte der Herr sich für uns einsetzen? Welche Art von Botschaft würde das aussenden? Oh ja, du kannst das Fleisch dieser Welt essen und den Wein dieser Welt trinken und einfach weitermachen, wie alle anderen auch, und trotzdem deine Religion haben und auch deinen Gott? So nicht!

Am Ende wurden Daniel und seine drei Freunde als zehnmal weiser befunden als das Beste, was Babylon anzubieten hatte. Wenn wir uns mit Gottes ewiger Absicht in Einklang bringen, dann wird Er uns mit einbeziehen und sich für uns in machtvoller Weise einsetzen. Sobald Er sich einen Überrest gesichert hat, wird Er dafür sorgen, dass der ganze Himmel ihnen den Rücken stärkt, denn sie repräsentieren alles, was gemeint ist mit, „Dein Name werde geheiligt, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe AUF ERDEN, wie er auch im Himmel geschieht.“

Selbstverständlich wird ein solches Volk, das für Gottes heilige Absichten ausgesondert ist, auch beim Feind Beachtung finden, jenen Geistern des Antichristen, die in Opposition zu Gottes Willen und Absicht in Christus stehen. Wir stellen keine Bedrohung für den Feind dar, solange wir mit unseren eigenen belanglosen Bestrebungen und kleinen Projekten beschäftigt sind. Er wird kein bisschen beunruhigt durch religiöse Werke, Treffen oder Predigten, denn das meiste davon wird ohne irgendeinen Bezug zu Gottes ewiger Absicht in Christus ausgeführt. Wir mögen jahrelang mit Getöse unsere Kreise ziehen und niemals wirklich auf den Feind treffen – wir stören ihn nicht, also stört er auch uns nicht. Doch sobald wir etwas von der Bedeutung des maßgeblichen Willen Gottes ergreifen und anfangen, uns in Richtung eines himmlischen Zeugnisses hier auf Erden zu bewegen, stellen wir eine äußerst ernste Bedrohung für diese Fürstentümer und Mächte dar.

Der Anlass für den Konflikt ist eben jene Offenbarung Christi, auf der die Gemeinde aufgebaut ist. Tatsache ist, dass „die Pforten der Hölle nicht bestehen können“ gegen diese Gemeinde (Ekklesia), die den Christus gesehen haben, den Sohn des Lebendigen Gottes, aufgrund der direkten Offenbarung durch den Vater; doch diese Aussage schließt auch ein, dass die Pforten der Hölle ganz sicher VERSUCHEN werden, sich der Gemeinde, die Jesus baut, entgegenzustellen. Eine Gemeinde, die in sich selbst ein Überrest ist, ein herausgerufenes Volk. Herausgerufen aus was? Herausgerufen aus Babylon; in der Welt, ja, aber nicht von dieser Welt. In Babylon, aber für Gottes Königreich, Kraft und Herrlichkeit einstehend, inmitten von Dingen, die völlig feindlich und gegensätzlich zu diesem Zeugnis sind. Es ist keine Frage der Geografie, sondern ein Zeugnis, das standortunabhängig ist. Wir werden das, während wir das Buch Daniel durchgehen, im Verlauf immer und immer wieder demonstriert sehen.

(Teil 2)

Er (der Herr) offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht! (Dan. 2,22)

Wir bewegen uns weiter durch das Buch Daniel, um das Überrest-Prinzip klar zu umreißen. Im ersten Kapitel Daniels sehen wir, dass der Herr sich einen Überrest bewahrt hat, bestehend aus vier jüdischen Jungen – Daniel, Hananja, Misael und Asarja – die das Königreich Gottes mitten in Babylon repräsentieren sollen. Inmitten von Kompromiss und Niederlage in allen Bereichen stellen diese Vier die Überwinder dar, jene, die zugunsten der Gesamtheit das Zeugnis aufrecht erhalten, wenn die Gesamtheit dieses Zeugnis entweder nicht aufrecht erhalten kann oder will.

Der Geist des Antichristen wird immer versuchen, zu verunreinigen, was er nicht zerstören kann, und zu zerstören, was er nicht verunreinigen kann. Das finden wir in der Heiligen Schrift immer und immer wieder belegt. Zu Zeiten Daniels brachte der Feind Israel erfolgreich dazu, sich selbst zu verunreinigen. Alles ist kompromittiert und das Zeugnis zusammengebrochen. Aus Sicht der Finsternis scheint alles zu ihren Gunsten zu verlaufen – mit Ausnahme von Daniel und seinen drei Freunden, die fest entschlossen sind, das Zeugnis aufrecht zu erhalten.

Im üblichen Gebrauch steht das Wort „Zeugnis“ für ein öffentliches Bekenntnis bzw. dafür, ein Zeugnis innerhalb der Gemeinde zu geben. Im biblischen Zusammenhang ist das Zeugnis Jesu jedoch viel mehr, als nur die Wahrheit zu bekennen, es ist die Demonstration der Wahrheit. Ich nehme an, wir wären durchaus damit zufrieden, die Wahrheit lediglich zu bekennen, doch würden wir nie geprüft, würde diese Wahrheit niemals praktischen Ausdruck finden. Bei vielen ist das so der Fall. Wahrheit ist für sie ein gedankliches System, eine Doktrin oder eine Philosophie, doch sie ist keine Erfahrung, nichts, was tatsächlich sichtbaren Ausdruck finden kann.

Das Buch Daniel beinhaltet das Geheimnis, wie man ein Überwinder ist. Man beobachte einfach, wie in jedem Konfliktfall zwischen dem Überrest und dem Feind, der Überrest gestärkt wird und der Feind eine Niederlage erfährt. Bei jedem einzelnen Vorkommnis dient genau das, was dazu gedacht ist, den Überrest zu zerstören, vielmehr dazu, ihn zu befestigen. Ich wünschte, die Gemeinde insgesamt und jeder Christ als Einzelner würde diesem Umstand größte Aufmerksamkeit schenken. Wie oft geben wir auf und beenden etwas, obwohl wir, wären wir nur standhaft geblieben, gestärkt worden wären. Oftmals stehen wir am Rande eines Sieges, Durchbruchs oder einer Offenbarung von erheblicher Wichtigkeit, geben aber auf, sobald wir geprüft werden. Das Buch Daniel wird uns lehren, standhaft zu bleiben.

Gottes Plan

Erinnern wir uns daran, dass zu Zeiten Daniels die Mächte der Finsternis dabei sind, die jüdischen Exilanten einzukreisen. Daniel und seine drei Freunde stehen allein gegen Babylon. Sie sind der Überrest, die letzte Verbindung zwischen Gottes Willen und Seinem Königreich im Himmel und Seinem Willen und Seinem Königreich auf Erden.

In Zeiten großer geistlicher Dunkelheit wird der Herr die Situation in Ordnung bringen, indem Er uns eine Offenbarung Seiner selbst gibt. In diesem Fall nun beschließt der Herr, sich in machtvoller Weise zu offenbaren; die Art und Weise wie Er das in Angriff nimmt ist interessant. Er offenbart sich Daniel nicht direkt, wie wir es annehmen würden, sondern die anfängliche Offenbarung Seiner selbst und Seines Königreichs kommt durch den Heidenkönig Nebukadnezar zustande. Ist der Herr in irgendeiner Weise begrenzt? Wir beschränken den Herrn so oft durch Zweifel und Unglaube, indem wir sagen, Gott tut dieses nicht oder kann jenes nicht tun. Wenn du Gott irgendwo in ein Eckchen stellst, dann schau mal, was passiert! Der Herr sagt: „Es ist Zeit, dass Ich mich kundtue und dem Überrest Meine Herrlichkeit offenbare, damit sie und der Rest der Welt erkennen mögen, dass entgegen allem Anschein doch die Himmel regieren. Und Ich werde es auf solche Weise tun, dass Meine Interessen gesichert sind und gleichzeitig für Meinen Überrest gesorgt ist.“ Welch ein großartiger Gott!

Es gibt also zwei Seiten an diesem Plan Gottes. Das Eingeben eines Traumes ist ein Aspekt dieses Plans, doch ein weiterer Aspekt ist die Gabe seiner Deutung. Die „Erschwernis“ hierbei ist nun, dass es in Babylon jede Menge Wahrsager, Traumdeuter und „Weise“ gibt. In diesem von Astrologen und Zauberern stark durchdrungenen Milieu sind buchstäblich Hunderte potenzieller Traumdeuter vorhanden. Also umgeht der Herr diese „Erschwernis“ kurzerhand, indem er Nebukadnezar zwar den Traum gibt, ihn dann aber sofort wieder wegnimmt! Dies stellt für Nebukadnezar eine ziemliche Frustration dar, da er zwar weiß, dass er etwas geträumt hat, sich an diesen Traum aber nicht mehr erinnern kann. Er hat etwas gesehen, doch er kann sich das Gesehene nicht mehr ins Gedächtnis rufen. Nebukadnezar ist kein Dummkopf. Auf sehr schlaue Weise verlangt er, dass die weisen Männer ihm den Traum erzählen UND ihn auch interpretieren. Wären sie nicht in der Lage, ihm zu sagen, was er geträumt hatte, wie könne er dann – so seine scharfsinnige Folgerung – auf ihre Auslegung vertrauen? Jeder könne eine Auslegung geben, doch es bräuchte schon ein Wunder, einem Menschen sagen zu können, was er geträumt hat und ihm dann auch noch die Bedeutung des Traums zu erläutern.

Die Chaldäer sind aus der Fassung gebracht. Sie erwidern, kein Mensch könne dem König sagen, was er zu wissen verlange, und kein König, der bei Sinnen sei, würde jemals so etwas verlangen. Und so ordnet Nebukadnezar in seinem verzerrten Empfinden von Frustration und Ärger die sofortige Vernichtung aller weisen Männer Babylons an. Dieses Todesurteil erstreckt sich auch auf Daniel und seine drei Freunde.

Alles bisher Geschilderte dient dazu, auf diesen Punkt zu kommen: Man betrachte, wie der Feind die Offenbarung Gottes als genau das Instrument benutzen wollte, mit dem er den Überrest zerstören würde. Der Widersacher gebraucht exakt das, was Gott als Segen für uns gedacht hat, mit der Absicht, die Oberhand über uns zu gewinnen. Wir erinnern uns, Gott war es, der den Traum gab, und es war auch Gott, der die Erinnerung an den Traum wegnahm. Der Feind nutzt die Gelegenheit nicht nur mit der Absicht, die Offenbarung zum Schweigen zu bringen, sondern auch, um die Menschen zu zerstören, die er auf andere Weise nicht verunreinigen kann. Er kann sie nicht dazu bringen, sich selbst zu verunreinigen, und er kann sie auch nicht direkt anrühren; doch er kann Nebukadnezar dazu bringen, sie anzugreifen.

Wir sollten darüber nachdenken, wie viele Fälle es schon gab, in denen der Feind Menschen genau durch das überwältigt hat, was Gott zu ihrem Guten gedacht hatte. Einem Mann wird große Offenbarung gegeben, doch Stolz macht ihn hochmütig und er zerstört sich selbst mit seinem Hochmut. Oder eine Frau ist mit einer musikalischen Begabung gesegnet, doch sie verliebt sich in die Welt und gebraucht ihre Gabe für andere Zwecke als nur für das Königreich. In Daniels Fall war das Ereignis, bei dem sich Gott erstmals offenbarte auch gleichzeitig die Gelegenheit für Satans Versuch, Daniel zu zerstören. Wir wiederholen: Wenn wir apostolische Offenbarung wollen, müssen wir auch willens sein, apostolische Verfolgung zu ertragen.

Der Feind kommt NUR als Reaktion auf Offenbarung. Wann immer die reine Saat gesät wird, kommt der Feind UNMITTELBAR, entweder direkt oder durch schwierige Umstände oder durch Verführung und Ablenkung, um diese kostbare Saat nutzlos zu machen (Matt. 13,19-22). Wir mögen uns alle mögliche Arten von „Angriffen“ ausmalen, die gegen uns ausgeführt werden, doch die Wahrheit ist, dass wir für den Teufel absolut keine Bedrohung darstellen, solange wir herumwursteln, unsere kleinen religiösen Aufgaben ausführen, unsere Treffen abhalten und über die Bibel sprechen. Er ist an all dem nicht im Geringsten interessiert und damit zufrieden, uns unsere Rädchen endlos weiterdrehen zu lassen. Selbst wenn wir unsere „geistliche Kriegsführung“ durchziehen, bleibt der Feind davon unberührt. In diesem Stadium sind wir keine Bedrohung. Doch lasst nur ein wenig Licht hervorscheinen und sofort beginnt der Feind, Interesse zu zeigen, denn Licht ist das Einzige, was die Finsternis gefährdet. Die Finsternis wird nicht durch Religion, Spiritualität, Doktrin, laute Musik, Predigen, Massenansammlungen von Christen, geistliche Kriegsführung, prophetische Konferenzen oder Erweckungen bedroht. Finsternis wird nur von Licht bedroht, und in dem Maße, wie wir Licht haben, in dem Maße verliert die Finsternis ihre Macht über uns. Wenn wir im vollkommenen Licht verbleiben, hat die Finsternis absolut keine Macht. Diese Wahrheit ist die eigentliche Grundlage von Daniels Gebet an Gott: „Er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht!“ (Dan. 2,22). Finsternis und Licht haben keine Co-Existenz. Die Chinesen haben ein Sprichwort: Verfluche nicht die Dunkelheit, sondern entzünde eine Kerze.

Also erbat Daniel sich eine Frist, um die Forderung des Königs überdenken zu können, und mit der Unterstützung seiner drei Freunde bat er den Herrn, dass Er ihm den Traum und dessen Auslegung offenbar machen möge. Der Herr antwortete, indem Er Daniel in der darauffolgenden Nacht den exakt gleichen Traum gab und zusätzlich Weisheit, um dessen Bedeutung zu verstehen. Wir sollten hier erkennen, dass es die Natur Gottes ist, sich allen zu OFFENBAREN, die Ihn suchen. Der Zweck aller prophetischen Äußerung und Offenbarung ist, Ihn zu enthüllen (Off. 19,10). Künftige Geschehnisse werden nicht um ihrer selbst willen offenbart, sondern um die Vorherrschaft und Souveränität Christi in den Vordergrund zu bringen. Lasst uns nun Nebukadnezars Traum betrachten, nicht um Geschichte darin zu sehen, sondern um Christus darin zu erkennen.

Der Stein füllt alle Dinge

Der Traum handelt von einer erhabenen Statue mit einem Haupt aus Gold, einer Brust und Armen aus Silber, einem Bauch und Hüften aus Messing, Beinen aus Eisen und Füßen teils aus Eisen, teils aus Ton. Dann brach ein Stein los und zermalmte die Füße der Statue und dann das gesamte Standbild, bis nichts mehr übrig war. Der Stein, der die Statue zermalmt hatte, wuchs zu einem großen Berg, der die ganze Erde erfüllte.

Die Auslegung ist, dass die Statue eine Aufeinanderfolge weltlicher Königreiche repräsentiert. Der Kopf ist Babylon, die Brust und Arme stehen für Medo-Persien, der Bauch und die Hüften stellen Griechenland dar, und die Beine und Füße repräsentieren Rom. Wir werden das nicht im Detail ausarbeiten, weil das nicht der Zweck des Traums ist. Die eigentliche Wichtigkeit liegt nicht darin, dass wir die Identitäten der Weltmächte ausmachen können; das Bedeutende daran ist der Stein! Oh, dieser herrliche Fels, auf dem die Gemeinde gebaut ist, ein Stein, der nicht von Hand geschaffen ist, der die Königreiche der Menschen zerstört und ein Königreich errichtet, das niemals enden wird! Wie furchtbar, erhaben oder stark auch immer diese irdischen Königreiche zu sein scheinen, sie werden zu Staub zermahlen werden vor diesem Königreich Gottes, und WIR sind Könige und Priester innerhalb dieses Königreichs!

„Er muss zunehmen, ich aber muss abnehmen“ (Joh. 3,30). Wir sehen hier die gewaltige Energie und Kraft Gottes, die wirkt, um das Königreich Seines kostbaren Sohnes zu VERMEHREN und es „auf Erden zu errichten, wie es auch im Himmel ist“. Diese Vermehrung des Sohnes wird von einer ABNAHME aller Dinge begleitet, die dem Sohn entgegenstehen, die Nationen und Königreiche dieser Welt, all jenes, was dem Antichristen gehört.

Darf ich anmerken, dass die Realität dieses Steins genauso gewiss und sicher ist wie die Realität dieser abscheulichen Statue. Warum sind Bibellehrer und –Schüler so gefesselt von dieser Statue und der historischen Erforschung dieser Königreiche, übersehen dabei aber die Gewichtigkeit und Bedeutsamkeit dieses Felsens, der alles zu Staub zermalmt, was sich ihm entgegensetzt? Der Stein, Christus, der alle Dinge ausfüllt, ist das eigentliche Thema des Traums. So sicher, wie Babylon der Kopf ist, Medo-Persien Brust und Arme, Griechenland Bauch und Lenden und Rom Beine und Füße, so sicher zermalmt dieser Stein alles zu Staub, und er NIMMT ZU, bis er die gesamte Erde ausfüllt! Halleluja! Wenn wir darum bitten, dass das Königreich auf Erden errichtet werde und der Wille geschehe wie auch im Himmel, beten wir keine vergeblichen, leeren und nutzlosen Worte. Wir rufen nach CHRISTUS, der alle Dinge erfüllt! Und hier sehen wir das Ende vom Anfang aus. Der Herr regiert! Sein Königreich nimmt zu und Sein Christus wird die Vorherrschaft über alles haben!

Man betrachte Daniels anfängliche Offenbarung des Königreichs mit Sorgfalt. Es ist eine einfache Schilderung, doch sie enthält den Kernpunkt des Traumes und seiner Auslegung:

 „Aber in den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das ewiglich nie untergehen wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk übergehen; es wird alle jene Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende machen; es selbst aber wird ewiglich bestehen;“ (Dan. 2,44)

Wir bemerken:

Halleluja! Ich hoffe, ihr erwartet keine zukünftige Erfüllung dieser Dinge – in anderen Worten, ich hoffe, ihr haltet nicht Ausschau NACH Sieg, sondern blickt AUS dem Sieg. Als Jesus vor rund zweitausend Jahren seinen irdischen Dienst aufnahm, begann Er zu predigen und zu sagen: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nah herbeigekommen“ (Matt. 4,17). „Nah herbeigekommen“ bedeutet „in unmittelbarer Nähe“, „vor der Tür“ und „zur Hand“. Sicherlich erwarten wir eine zukünftige Vollendung aller Dinge, eine Vervollständigung in der Zukunft, aber das Fundament ist bereits gelegt, und AUS GOTTES SICHT IST ES BEREITS VOLLBRACHT. Er ist sowohl Alpha als auch Omega. Er ist nicht Alpha am Anfang und dann Omega, nachdem alles vollendet ist. Er ist bereits jetzt beides. Dies ist die Grundlage des Zeugnisses Jesu. Christus hat Sein Königreich bereits errichtet und baut die Gemeinde „auf diesem Felsen“ (Matt. 16,16-19), und durch diesen Felsen füllt er zuverlässig alle Dinge.

Was ist nun größer aus deiner Sicht? Wenn du die heutige Welt betrachtest, siehst du die abscheuliche Statue oder den Stein, der alle Dinge ausfüllt? „Wir sehen zwar noch nicht alles Ihm unterworfen: Doch wir sehen Jesus“ (Hebr. 2,8 + 9ff). Um überwinden zu können, müssen wir diesen Stein größer sehen als alles, was diese Welt hervorbringen kann. Wir müssen einen Christus und ein Königreich sehen, das größer ist als diese Welt, das zunimmt, alle Dinge ausfüllt, alles verzehrt, was dem Antichristen gehört und für immer bestehen bleibt. Diese Vision, diese Sicht, ist unbezahlbar. Und das ist es, was Überwinder Tag für Tag demonstrieren. Wenn wir das gesehen haben, wenn wir von dessen Wahrhaftigkeit überzeugt sind, können wir gar nicht anders als unser Leben danach auszurichten. Wir werden Seiner Berufung würdig leben. Wir werden uns nicht gestatten, von dieser Welt und den Dingen dieser Welt betört zu werden. Wie könnten wir das auch, wo wir doch wissen, dass dieser Fels alles andere aufzehrt?

Jesus baut Seine Gemeinde auf diesem Fels und der Fels ist die Offenbarung Christi, gegeben durch den Vater. Die Gemeinde ist einfach nur die Synthese (=Vereinigung verschiedener Elemente) derer, denen der Vater Seinen Sohn offenbart hat. Diese Offenbarung Christi führt uns zum Zeugnis Christi. Wenn diese Offenbarung für uns realer wird als irgendetwas, das wir sehen, hören oder fühlen können, sind wir bereit, die Wahrheit zu demonstrieren, die wir verkünden, und das Zeugnis Jesu ist das unsere. DURCH DIESES ZEUGNIS überwinden wir den Drachen.

Überwinder demonstrieren die Wahrheit

Wir können nicht Überwinder genannt werden, es sei denn, es gibt etwas, das es zu überwinden gilt. In anderen Worten, wenn da nichts ist, das sich erhebt und unser Zeugnis herausfordert, sind wir nichts weiter als etwas, das heiße Luft ausstößt. Vielmehr ist es so: je gewisser unser Zeugnis, desto ernstlicher werden wir geprüft. Wir dürfen uns nicht vorstellen, dass unsere Prüfungen weniger schwierig werden, je länger wir mit Jesus gehen. Ganz und gar nicht! Wenn der Herr uns offenbart wird und wir in der Erkenntnis Christi wachsen, wird dadurch unser Zeugnis gesteigert und vergrößert. Und mit dieser Erweiterung kommen auch gewaltige Konflikte, geistlicher Druck und Prüfung. Wie könnte es auch anders sein? Wenn wir nicht geprüft werden, haben wir nichts weiter als eine Lehre. Wir können keine Wahrheit demonstrieren, es sei denn, sie wird geprüft.

Was das Zeugnis ausmacht, kann nicht auf irgendeine gegenständliche Weise empfangen oder verstanden werden kann. Es muss in dir geformt werden, es muss zu einem Teil von dir werden, bis die Wahrheit nicht mehr nur etwas ist, worüber du sprichst oder lehrst, sondern etwas, das du lebst. Deshalb sage ich, dass der BOTSCHAFTER die BOTSCHAFT ist. Den Botschafter zu hören ist wichtiger als die Botschaft zu vernehmen, die er bringt. Es sind die „lieblichen Füße“ des Botschafters, die die Botschaft, die er bringt, so wunderbar machen (Jes. 52,7). Wir sollten in der Lage sein, sofort zu erkennen, ob die Botschaft Teil des Botschafters ist oder ob sie einfach nur einem Buch entnommen wurde bzw. die Wiederholung einer Botschaft eines anderen ist. Besitzen die Botschafter einfach nur eine Botschaft oder besitzt die Botschaft sie? Jeder kann sich hinstellen und eine Botschaft bringen, aber es ist langjähriges Wirken Gottes nötig, um die Botschaft in den Botschafter hineinzuarbeiten, sodass der Botschafter die Botschaft IST.

Bevor ich den Herrn kannte, musste ich immer beten, fasten, studieren und hart arbeiten, um meine Predigten vorbereiten zu können. Es nahm viele Stunden in Anspruch, eine Lehrbotschaft zusammenzustellen. Die Lehrbotschaft geriet für gewöhnlich gut, aber in ihr war nicht das Leben. Wenn ich heute irgendwo hingehe, um zu sprechen, muss ich mich nie vorher bereit machen. Ich muss auch keinen abgeschiedenen Platz finden, um zu beten. Ich brauche keinen Moment des Alleinseins. Ich benötige auch keinen Ort, wo ich in Ruhe nachdenken und mir Notizen machen kann. Warum nicht? Weil mein ganzes Leben Vorbereitung ist. Ich bin die Botschaft. Ich bringe sie nicht, ich lebe sie. Ich stelle Jesus vor, und ich muss mich nicht bereit machen, um Ihn hervortreten zu lassen. Das Beste, was ich tun kann, ist, Ihm nicht im Weg zu stehen! Wenn du „deine Lenden umgürten musst“ und dich vorbereiten musst, um etwas sagen zu können, dann lebst du es nicht. Wenn du es lebst, kannst du dich nicht darauf vorbereiten. Entweder bist du vorbereitet oder du bist es nicht. Doch nichts, was du in letzter Minute oder Stunde tust, wird dich auch nur das kleinste bisschen bereiter machen, wenn du nicht jederzeit in der Wahrheit bleibst. Das dauerhafte Verbleiben ist entscheidend.

Die Wahrheit auszuleben ist somit mehr, als sie lediglich mental zu verstehen und aufsagen zu können. Wir überwinden den Drachen durch das Blut des Lammes, das Wort unseres Zeugnisses und das Niederlegen unseres Lebens (Off. 12,11). Was ist das Zeugnis? Das Zeugnis ist einfach die Offenbarung Christi als das Alles in Allem, das im Leben der Überwinder veranschaulicht wird. Es MUSS eine Demonstration geben, sie muss existenziell sein, sie muss Leben sein, sie muss in unserem Wesen, wer wir sind, was wir sind, fest eingebunden sein. Und aus diesem Grund gibt es eine Prüfung. Wann immer wir etwas vom Herrn in dem Maß erfassen, dass wir Einsicht und Verständnis in Seine Person erhalten, werden und müssen wir im gleichen Maß geprüft werden, damit die Offenbarung als Zeugnis nach außen gelangt, damit wir das, was wir gehört und gesehen haben, nehmen und kundtun können.

Lass uns beispielsweise sagen, der Herr gibt dir Erleuchtung, sodass du Ihn als Sieg ansehen kannst. Durch die Gnade Gottes werden deine Augen geöffnet, damit du erkennen kannst, dass dir der Herr Jesus nicht Sieg gibt, sondern dass Er sich dir selbst als Sieg gegeben hat. Der Unterschied ist unermesslich. Du freust dich an der Wahrheit, die in dir offenbart wurde. „Danke Gott, der Herr Jesus ist mein Sieg!“ Seltsamerweise dauert es gar nicht lange, bevor etwas deinen Weg kreuzt, das den Wahrheitsgehalt deiner Offenbarung prüft. Dies ist die übliche Erfahrung aller Heiligen. Behaupte einfach deinen Grund und der Feind wird fliehen. Und so wird die Wahrheit demonstriert.

Als der Herr sich zum ersten Mal in mir offenbarte, dachte ich, dass es von da an eine gemütliche Reise würde. Mitnichten! Ich musste feststellen, dass sich alles vor mir aufbäumte, als wollte es das, was offenbart worden war, herausfordern. All meine Umstände sammelten sich gegen mich und schienen mir zu sagen, dass ich ein Narr wäre und nichts von dem, was ich glaubte, wahr sei. Viele „Zeugen“ kamen herbei und gaben sehr überzeugende Bestätigungen ab, dass Christus NICHT mein Sieg sei und ich dagegen etwas TUN müsse. Unverzüglich musste ich die Entscheidung treffen, ob ich glauben würde, was die Gegenseite sagte, oder ob ich glauben würde, was Gott sagte. Das war eine ziemliche Versuchung! Watchman Nee sagte, dass Satan in Wirklichkeit nur eine Versuchung parat hat, und zwar, die Heiligen in Bewegung zu halten: Sie aus der Fassung zu bringen, sie aufzuscheuchen und dazu zu bringen, etwas zu TUN anstatt in den Verheißungen Gottes zu ruhen und in dem vollbrachten Werk des Herrn. Oh, ich wurde arg geprüft! Doch es läuft darauf hinaus, dem Herrn zu glauben oder allem zu glauben, was gegenteilig ist. Ich beschloss, dem Herrn zu glauben, und mit der Zeit lösten sich diese Umstände vor meinen Augen völlig auf. Es war ein Wunder! DIE WAHRHEIT DES SIEGES CHRISTI WURDE DEMONSTRIERT. Und so sicherte der Herr sich ein Zeugnis, und ich habe heute kein Problem damit, zu bekennen, dass mein Sieg eine Person ist, denn Christus ist Sieg!

Sieg durch Christus

Wir können tausend Mal sagen, dass Christus unser Sieg ist, doch leben wir in der Hitze des Moments, als sei Er nicht unser Sieg, dann ist die Wahrheit nicht demonstriert worden und wir haben kein Zeugnis. Dies ist das Problem: Wir beten FÜR Sieg, anstatt aus einer Position des SIEGES heraus zu beten. Wir suchen NACH Sieg, anstatt AUS dem Sieg heraus zu blicken. Wie herrlich ist es, VOM Sieg aus fest zu stehen und zu SEHEN, wie die Wahrheit demonstriert wird!

Der Herr hat mich erweitert, so dass ich sehen kann, dass Christus Herrschaften und Gewalten vernichtet und öffentlich zur Schau gestellt hat und über sie am Kreuz triumphierte (Kol. 2,15). Wenn ich das wahrhaftig gesehen habe, kann ich nicht mehr derselbe sein. Wie viele Christen werden zustimmend nicken und ihr Amen zu dieser wunderbaren Wahrheit geben – doch dann machen sie weiter in ihrer Kriegermentalität und versuchen, den Teufel zu bekämpfen, als hätte Christus irgendetwas unerledigt gelassen, was sie noch auszuführen hätten? Wie veranschaulicht das die Vorherrschaft Christi? Wie hält es das Zeugnis Jesu aufrecht? Das tut es nicht. Wir sollten dazu unser Amen geben, und dann sollten wir so leben, als ob wir es auch glauben. Dies ist für uns nicht länger ein Bibelvers, sondern das Bekenntnis der Wahrheit, welche wir ständig demonstriert sehen.

Oder was ist mit 1. Kor. 15,57? Diese Schriftstelle sagt ganz schlicht: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!“ Für die meisten Menschen ist das einfach nur ein Vers, nur eine der Verheißungen der Bibel. Sie sehen nicht die Wahrheit. Sie sehen Sieg nicht als etwas, das ihnen bereits gehört DURCH Jesus. Sie sehen das Wort „gibt“ nicht in der Bedeutung, dass es für sie nichts mehr zu tun gibt, um diesen Sieg zu verdienen oder zu erreichen. Doch die Bibel macht es deutlich – Gott GIBT uns den Sieg DURCH Jesus Christus. Dies nimmt allen Kampf und alles Abrackern heraus. Sieg ist uns GEGEBEN! Und er ist nicht durch etwas vorhanden, das ich tue, getan habe oder tun kann, er ist DURCH Jesus da!

Viele Christen versuchen zu überwinden, indem sie ein wenig von der Kraft des Herrn empfangen, damit ihnen diese helfen möge, den Sieg zu erlangen. Mögen wir vor Gott erkennen, dass Er uns nicht die Kraft zum Überwinden gibt, sondern dass Er uns Christus als unseren Sieg gibt. Er gibt uns nicht einige Verheißungen, die wir bekennen, damit wir uns so den Sieg aneignen, sondern Er gibt uns den Sieg durch den Herrn Jesus Christus.

Wenn ich in der Lage bin, einen Haufen geistlicher Dinge zu tun und sie auf meine Umstände anzuwenden, so dass ich überwinden kann, wer erhält dann den Ruhm? Wer bekommt die Ehre? Wenn ich die Arbeit mache, werde ich die Ehre beanspruchen – vielleicht nicht bewusst, aber unbewusst werde ich glauben, dass es mein Fasten oder Beten oder Bibelstudium oder meine große Spiritualität oder sonst was war, das „mir“ den Sieg gab. Doch wenn Sieg etwas ist, das Gott mir DURCH Christus GIBT, habe ich absolut nichts zu tun, als nur meine Arme auszubreiten und IHN zu empfangen! Wer bekommt auf diese Weise die Ehre? Wer macht all die Arbeit? Christus erhält den Ruhm und die Ehre und das Lob, und wir sind die Empfänger von so viel Gnade, von so vielem, das uns reichlich und freigiebig geschenkt wird.

Johannes schreibt: „Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass Er die Werke des Teufels zerstöre“ (1. Joh. 3,8). Da die Finsternis ihre Macht nur auf der Basis von Täuschung gewinnt und nicht aufgrund irgendeiner wirklichen Macht, wird jede Offenbarung oder Enthüllung Christi heftig angefochten. In dem Maße, wie wir CHRISTUS sehen, in dem Maße hat der Feind Macht über uns verloren. So einfach ist das. Welch eine Zeitverschwendung gegen alles „anzugehen“ und es frontal bekämpfen zu wollen. Diese Herangehensweise wird dich von morgens bis abends beschäftigt halten und dann wieder vom Abend bis zum Morgen. Nein! Die einzig richtige Weise, die Finsternis zu zerstören ist die, das Licht hineinzubringen, und alles was wir brauchen, ist die Offenbarung Christi. Diese Offenbarung, diese Enthüllung des Sohn Gottes reicht aus, um den Feind zu besiegen. Wenn Er manifestiert ist, sind die Werke des Teufels zerstört; und somit gibt es überhaupt nichts, gegen das ich „angehen“ muss. Der Stein zermalmt einfach alles.

Aus diesem Grund haben wir das Buch der Offenbarung. In einer Zeit großer Finsternis, Verfolgung, Abtrünnigkeit und großen Abfalls, wird Johannes auf die Insel Patmos ins Exil geschickt. Als letzter der zwölf Jünger des Herrn, lastete diese Krise mit Sicherheit stark auf seinem Gemüt. Was ist Gottes Antwort? Eine neue Technik der geistlichen Kriegsführung? Eine neue Formel des Überwindens? Eine neue Verheißung, die es zu bekennen gilt? Die Namen aller territorialen dämonischen Geister? Nein, nein, nein, nein! Er zieht einfach den Vorhang des Fleisches beiseite, bringt Johannes in den Geist, ruft ihn in den Himmel und bringt ihn in eine tiefere Offenbarung und ein erweitertes Verständnis der Person Jesus Christus als VORHERRSCHEND ÜBER ALLE DINGE. DAS ist die Lösung, nicht irgendeine Enthüllung in Bezug auf geistliche Kriegsführung, gebietsbeherrschende Geister und Dämonenlehren. Alles, was die Finsternis betrifft, gründet sich auf Lüge, und eine der größten Lügen, die die Runde macht, ist die, dass man, um die Finsternis zu bekämpfen, die Finsternis verstehen muss. Unsinn! Welch eine Nutzlosigkeit! Welch eine Frustration! Wie deprimierend! Sie sagen, du musst deinen Feind kennen. Nein, du musst DEINEN HERRN KENNEN! Lasst uns DEN SOHN IN SEINER FÜLLE BETRACHTEN und wir werden beobachten können, dass die Finsternis vor der Helligkeit dieser Herrlichkeit die Flucht ergreift!

Ich habe drei Verse der Bibel angeführt, um die Vorherrschaft Christ über alle Dinge zu veranschaulichen. Mit ein wenig Nachdenken könnte ich noch viele weitere anführen. Wir alle kennen diese VERSE, doch kennst du diese PERSON? Siehst du nur Kol. 2,15, 1. Kor 15,57 und 1. Joh. 3,8 oder siehst du Christus? Hast du lediglich drei Abschnitte der Heiligen Schrift oder hast du Christus? Haben wir die Bibel als ein „Ding“, das wir als eine Art sachbezogenes „Schwert“ benutzen können, oder haben wir das Lebendige Wort, das sich durch uns zeigt? Der Unterschied zwischen dem, der überwindet und dem, der besiegt ist, hängt davon ab, ob diesen Wahrheiten mit dem Verstand zugestimmt wird oder ob sie geistlich erfasst wurden. Wenn wir sie nur in einer zusammenhanglosen, leidenschaftslosen, irgendwie sachbezogenen Weise zitieren oder sogar lehren können, werden wir niemals dahin kommen, sie zu wirklich zu erleben.

Daniel sagte: „Der Traum ist wahrhaftig und zuverlässig seine Deutung.“ Daniel empfing dasselbe Licht wie Nebukadnezar, doch Daniel richtete sein Leben nach diesem Licht aus, während Nebukadnezar lediglich seine Neugier damit stillte. Ist dieses Reden über Sieg, Überwinden und Christus, der alle Dinge ausfüllt, nur eine Lehre für dich? Eine Doktrin? Eine Theorie? Eine interessante Bibelstudie? Eine Geschichtslektion? Oder ist dieses Königreich und dieser Stein und dieser Sieg eine wahrhaftige, eine zuverlässige Sache? Möge es wahrhaftig und zuverlässig sein in uns! Amen! Dennoch, komm, Herr Jesus!

(Teil 3)

… über deren Körper das Feuer keine Gewalt hatte …(Dan. 3,27ff)

Das Buch Daniel enthält für uns als Überrest der letzten Tage, als Überwinder, Ermutigung und Weisheit. Es zeichnet eine Abfolge von Angriffen gegen den Überrest des Herrn auf und wie sie diese Angriffe überwanden und die Vormachtstellung Christi demonstrierten. Wir haben hier bereits einige Grundlagen besprochen, die wir nochmal kurz zusammenfassen möchten.

Als Erstes sehen wir, dass der Herr, wenn die Gesamtheit das Zeugnis nicht aufrechterhalten kann, sich einen Überrest beruft – ein vergleichsweise kleiner Rest von Menschen – die den ursprünglichen und vollständigen Gedanken des Herrn für die Gesamtheit erfüllen werden. Sie tun nichts anderes, als Gottes ursprüngliche Absicht zu erfüllen. Für uns klingt das so großartig und besonders; allein schon das Wort „Überwinder“ scheint anzudeuten, dass wir besser seien als die anderen, die besiegt wurden. Tatsächlich ist Überwinden das normale Christenleben. Tatsächlich ist die gesamte Gemeinde ein Überrest von Menschen, die aus den Nationen herausgerufen sind, um das Zeugnis Jesu zu tragen. Das ist UNSERE gemeinschaftliche Berufung, und weniger als das zu haben, das ist unnormal. Doch im Buch der Offenbarung sehen wir, dass es doch noch einen Überrest innerhalb des Überrestes gibt, eine Schar von Überwindern, die dazu berufen sind, die Vormachtstellung Christi zu demonstrieren inmitten einer Gemeinde, die in ihrer Verantwortung als Ganzes versagt hat. Das ist also die Situation, in der wir uns heute befinden.

Zweitens sehen wir, dass immer dann, wenn der Herr anstrebt, Sein Zeugnis auf Erden wiederherzustellen, indem Er sich einen Überrest hervorbringt, der Feind auf der Bildfläche erscheint, um dieses Zeugnis auf seine Gültigkeit und seinen Wahrheitsgehalt hin zu testen und es entweder durch Kompromiss zu verderben oder es gleich ganz zu zerstören.

Drittens beobachten wir, dass der Herr auf einen Zustand des Verfalls mit einer Offenbarung Seiner selbst und Seinen ewigkeitsgültigen Absichten antwortet. Sobald der Herr sich ein Volk geschaffen hat, das Seine Interessen vertreten wird, wird Er umgehend aktiv werden und diesen Überrest sichern, beschützen, aufbauen und stärken. Ich möchte gern, dass wir Folgendes erkennen. Wenn wir uns mit Gottes Gedanken, mit Gottes Königreich und mit Gottes Willen in Christus in Einklang bringen, sind wir unbesiegbar. Das ist das Geheimnis des Überwindens. Es geht nicht darum, Gott zu bitten, dass er heruntersteigen und dorthin kommen möge, wo wir sind, um unser bisschen Dienst oder Arbeit zu segnen. Ganz und gar nicht. Anstatt dessen verlassen wir unseren Grund vollständig und kommen auf den Grund des Herrn. Wir verlassen unsere irdische Position und bringen uns in Ausrichtung mit dem Himmel. Wir erkennen, was die ewige Absicht des Herrn ist, und wir richten uns darauf ein, DAMIT zu kooperieren. Und wenn wir so in Übereinstimmung mit DIESER Absicht sind, wird der ganze Himmel zu unseren Gunsten bewegt. Wenn unser Dienst oder unsere Arbeit in Harmonie mit dieser bedeutenden Bewegung Gottes steht, dann können wir gar nicht anders als überwinden.

Gottes endgültiger Plan

Wir haben einfach nicht genügend Respekt vor den gewaltigen Energien Gottes, die sich in Relation zu der Offenbarung Seines Sohnes bewegen. Wir können das nicht für unsere eigenen Ziele kanalisieren. Das ist als würde man versuchen, einen Blitz mit einer Papiertüte aufzufangen. Und genau das tun wir, wenn wir Dinge nach unseren eigenen Gedanken und Überlegungen angehen und Gott bitten, sich in unseren Projekten zu engagieren. Es gibt zahllose Dienste, Werke und Programme, die im Namen Jesu gestartet und ausgeführt werden. Doch von all diesen Diensten, Werken und Programmen, sind kaum ein paar tatsächlich in Ausrichtung mit Gottes universellem Willen; sie haben nicht das Ziel des Herrn im Sinn. Die Arbeit stillt ein Bedürfnis, doch nicht Gottes Bedürfnis; die Arbeit verleiht ein Gefühl von Bedeutsamkeit, doch da ist keine Wahrnehmung von Gottes endgültiger Absicht. Es scheint wenig bis gar keine Harmonie mit Gottes endgültigem Plan vorhanden zu sein.

Der „Gottesdienst“ bietet keinen Dienst für den Herrn an, sondern für uns. Es ist nicht so sehr der Gottesdienst, mit dem ich ein Problem habe, sondern vielmehr mit der Wahrnehmung einer Trennung von Gottes endgültigem Plan. Aus der Perspektive des Himmels schaue ich auf all diese Gottesdienste, Versammlungen und Treffen, und was sehe ich? Ich sehe kleine Wirbelwinde der Aktivität, die sich im Kreis drehen, jeder vom anderen getrennt, und schlimmer, ohne Zuordnung zu Gottes Gedanken. Nur eine endlose Abfolge von Gottesdiensten, Versammlungen und Treffen, die außerhalb von sich selbst keinem Zweck dienen. Eine Menge Wind und Lärm, der aber nirgendwo hingeht.

Was ist hier das Problem? Das Problem ist, dass wir das Gefühl für Endgültigkeit verloren haben. Die meisten Christen verstehen nicht die Bedeutung von „Überlegenheit“, und die, die es tun, finden es schwierig, sie als Gottes Absicht für Christus in Worte zu fassen, oder auch nur die indirekten Folgen einer solchen Überlegenheit für sich selbst, die Gemeinde, die Welt und die gesamte Schöpfung zu verstehen. Das ist nicht als Kritik gemeint, sondern nur als Feststellung der Tatsachen. Ihre Sicht dringt nicht weiter als nur bis in ihre eigene kleine Welt. Der ganze Gegenstand ihres Glaubens ist, die Dinge hier auf Erden für sie selbst etwas erträglicher zu machen. Gott ist dazu da, sie zu erretten, zu heilen und zu versorgen. Der Himmel ist etwas, worüber man singt und ein Ort, auf den man sich freut, doch er ist keine gegenwärtige Realität und Gegenstand ihrer Liebe hier und jetzt, oder auch etwas, das wir demonstrieren und auf die „Realität“ dieser Erde einwirken lassen. Gemeinden existieren, um sie von einer bedeutungslosen Woche zur anderen durchzubringen. Geistlicher Dienst existiert, um sie zu stützen und aufgepumpt zu halten.

Wir leiden an chronischer Winzigkeit. Unser Gott ist zu klein, unser Jesus ist zu klein, unsere Wahrnehmung des Himmels ist zu klein, unsere Vorstellung von Gemeinde ist zu klein, unser Konzept der Nachfolge Jesu ist zu klein. Ohne Vision sind wir winzige, unbedeutende, kleinkrämerische Leute. Möge Gott uns eine Offenbarung Christi geben! Oh Gott, gib uns diese Vision von Ihm! Wenn wir erleuchtet werden und Ihn sehen, können wir nicht länger klein bleiben. Er ist Gottes Antwort auf Winzigkeit. Dieses Zeugnis ist eine Grenzen sprengende Angelegenheit, eine alles überschattende Sache, ein sich ausdehnendes und zunehmendes Ding: „Der Mehrung Seiner Herrschaft und des Friedens WIRD KEIN ENDE SEIN“ (Jes. 9,7a). Nicht nur, dass es kein Ende für Sein Königreich geben wird, es wird auch kein Ende für SEINE ZUNAHME geben! Oh Gott, wir können das nicht nachvollziehen! Wir können es nicht verstehen! Es kann nicht erfasst werden. Wir können es nicht nehmen und in unser Programm einpassen. Wir müssen einen Weg finden uns in ES einzufügen, nicht anders herum.

Der Plan des Feindes

Im dritten Kapitel Daniels findet der dritte Anschlag auf den Überrest statt und wir werden unmittelbar mit dem Geist des Antichristen konfrontiert. Hier in der Ebene Dura, mitten in Babylonien, steht ein goldenes Standbild, sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit (1 Elle = ca. 54 cm, Anm. d. Ü.). Nun, hier ist die Zahl „6“, die den Menschen repräsentiert, und hier ist ein von Menschen aufgerichtetes Abbild und eine von Menschen erlassene Verordnung, die besagt, dass alle Menschen dieses Götzenbild anbeten müssen – oder sie müssen sterben.

Oh ja, wir dachten, Nebukadnezar hätte aus diesem Traum und dessen Deutung etwas gelernt, nicht wahr? Aber nein, er ist böse wie eh und je, genauso ichbezogen wie immer. Wahrheit war für ihn nur etwas, womit er seinen Wissensdurst stillte. Und dennoch kennt er die Wahrheit nicht. Und er wird von ihr auch nicht verändert werden. Der Preis ist zu hoch. Er ist ein armes, dummes Bauernopfer in der Hand der Finsternis, geblendet von seinem eigenen Stolz und seinen selbstsüchtigen Ambitionen.

Wo ist Daniel während dieser Krise? Wir wissen es nicht. Er wird in diesem Zusammenhang nicht erwähnt, also war er vielleicht in Geschäften des Königs unterwegs. Welch eine günstige Gelegenheit für die Finsternis, einzudringen und den Versuch zu unternehmen, Hananja, Misael und Asarja zu überwältigen. Der Feind hat die versteckten Versuche, sich ihrer zu entledigen, aufgegeben und bringt nun alles ans Tageslicht, wo er sie mit etwas herausfordert, das eine nicht zu bewältigende Prüfung zu sein scheint. Beugen sie sich und beten das Götzenbild an, gewinnt der Feind; weigern sie sich hingegen und beugen sich nicht und beten das Götzenbild nicht an, werden sie in den Feuerofen geworfen und wieder gewinnt der Feind. So oder so bekommt der Feind, was er will. Diesmal scheint es keinen Ausweg zu geben.

Wie würden nun wir auf so eine Situation reagieren? Wenn Babylon den geistlichen Antichristen repräsentiert, der auch heute noch im Weltsystem wirkt, dann darf ich anmerken, dass noch immer ein 60 x 6 Ellen großer Goldgötze fordert, dass man sich vor ihm verbeugt. Er konfrontiert dich jeden einzelnen Tag auf dieser Erde und fordert, dass du ihm deine Ehrerbietung erweist. Da ist er, sonnenklar, und die einfachste Sache der Welt ist, sich vor ihm zu beugen – ein bisschen nachgeben, ein wenig Kompromiss, gestatte dir, da und dorthin zu gehen, sei nicht so konsequent in diesem oder jenem, und so weiter. Währenddessen spielt diese wunderbare Musik und es erscheint alles so richtig, so vertretbar. Außerdem, alle andere tun es doch auch! Sogar andere „Christen“ tun es, also warum nicht auch du?

Die Versuchung

Was ist DIE Versuchung? Wenn wir die tausendundeins kleinen Versuchungen nehmen und zusammenfügen, zu welchem Ziel versucht man uns zu führen? Gibt es eine übergeordnete Absicht für all diese verschiedenen Versuchungen, mit denen wir uns konfrontiert sehen? Ich denke ja, und ich glaube, man kann alles in dieser einen Schriftstelle zusammengefasst sehen:

„Kinder, hütet euch vor den falschen Göttern!“ (1. Joh. 5,21)

Dieser Vers scheint völlig fehl am Platz in diesem ersten Brief des Johannes. Er scheint diesem wunderbaren Brief ein dämpfendes Ende zu verpassen, doch tatsächlich ist es ein äußerst angebrachter Schluss. Johannes ist der Apostel der Bezeugung, und er hat für uns genau zusammengefasst, was ein Überwinder ist. Aber lasst uns das zwecks besserer Einsicht aus einer anderen Übersetzung zitieren (Amplified Bible im Original, Anm. d. Ü.):

„Kinder, hütet euch vor den falschen Götzen (falschen Göttern) – [vor allem und jedem, das den Platz in euren Herzen besetzen würde, der Gott zusteht; vor jeglicher Art von Ersatz für Ihn, der in eurem Leben den ersten Platz einnehmen könnte].“

Was sagt er also? Auf der einen Seite haben wir Gottes endgültige Absicht, die besagt, dass Christus die Vormachtstellung in allen Dingen haben wird, angefangen von jedem einzelnen Jünger bis hin zur gesamten Gemeinde und der Schöpfung insgesamt. Auf der anderen Seite haben wir diese falschen Götter, repräsentiert durch jegliche Sache, die versucht, den Gott zustehenden Platz in deinem Herzen zu besetzen, und jede Art von Ersatz für ihn, der zur Hauptsache in deinem Leben zu werden versucht und um Vorherrschaft bemüht ist. Es ist eine gezielte Kampfansage an die Vormachtstellung Christi, der Kernpunkt des Antichristen, sein Versuch, selbst die Vorherrschaft zu erlangen und Christus seiner Position zu berauben.

Für Johannes steht das in direktem Zusammenhang mit dem Zeugnis Jesu. Lesen wir nur seine Worte in seinem dritten Brief: „Ich habe der Gemeinde einen Brief geschrieben. Aber Diotrephes, der sich für den ersten Mann in der Gemeinde hält, will nicht auf uns hören. Ich werde deshalb sein Verhalten zur Sprache bringen, falls ich komme. Denn er lügt und verbreitet unglaubliche Dinge über uns. Vor allem aber verweigert er den durchreisenden Brüdern die Gastfreundschaft. Und wenn andere sie aufnehmen wollen, hindert er sie nicht nur daran, sondern stößt sie sogar aus der Gemeinde“ (3. Joh. 9-10).

Was ist der Kern dieser Auseinandersetzung? Ist Johannes eifersüchtig, weil Diotrephes seine Apostelwürde nicht anerkennt? Nein, darum geht es hier absolut nicht. Johannes eifert, aber er eifert um DIE VORMACHTSTELLUNG CHRISTI, denn sie ist das Wesen, der Kern des Zeugnisses, der ganze Grund für die Existenz der Gemeinde. Und hier ist dieser Mann, Diotrephes, der diese Vormachtstellung für sich selbst beansprucht! Das ist für Johannes unhaltbar. Er nennt es böse und sagt, wer in dieser Weise die Vormachtstellung an sich reißen will, hat Gott nicht gesehen (Vers 11). Sind wir bereit für eine solche Konfrontation? Können wir mit dieser Art von Sprache umgehen? Pastor, wie wird es Ihnen gehen in dieser Art von Rampenlicht? Prophet, werden Sie die Prüfung bestehen? Was ist mit Ihnen, Apostel? Und Sie, Diakon? Und Sie, Ältester? Und Sie, Hochwürden? Und Sie, Papst? Und Sie, Hohepriester? Und Sie, Fernsehprediger? Und Sie, Lobpreisleiter?

Ich bezweifle, dass wir bereit sind für einen wahrhaftig apostolischen Menschen. Wir schenken dem „Prophetischen“ viel Gewicht und Beachtung, und das ist auch nötig, doch wir müssen auch eine andere, gleichermaßen wichtige Sache betrachten: Was genau macht etwas „apostolisch“? Ein Apostel ist jemand, der gesandt wird, um die Dinge in Ordnung zu bringen, um Dinge auf einer Grundlage zu errichten. Das bedeutet, dass entweder keine Ordnung oder Unordnung herrscht, entweder keine oder die falsche Grundlage vorhanden ist. Und die „Ordnung“, die Reihenfolge, ist CHRISTUS ZUERST und alles andere unter Ihm. Die Grundlage ist CHRISTUS ALS ALLES IN ALLEM. Das müsst ihr begreifen. Es sind nicht die Bischöfe, Älteste und Aufseher, die umherlaufen und ihre Nase ihn jedermanns Angelegenheiten stecken und Unterordnung unter sie selbst verlangen – Freigeister, die versuchen, Anhänger zu finden, die ihnen den Zehnten geben. Solche sind nur eine Reinkarnation von Diotrephes, sie lieben den ersten Platz und wollen sich einen Namen machen. Nichts an ihnen hat sich während der letzten zweitausend Jahre verändert. Johannes sagt, es ist ANTICHRIST, es ist böse, und diese Menschen HABEN GOTT NICHT GESEHEN.

Was macht Johannes zum Apostel? Erstens, er hat etwas gesehen und gehört. Er hat die Offenbarung Christi. Er hat Gottes Ende, Seine letztendliche Absicht, gesehen. Zweitens, er ist apostolisch, weil er gegen alles im Eifer entbrennt, das den Versuch unternimmt, die Vormachtstellung vor Christus einzunehmen. Für Johannes ist alles antichristlich, was versucht, die Vormachtstellung innerhalb der Gemeinde, die Jesus baut, einzunehmen. Und alles, was diese unrechtmäßige Vormachtstellung ermöglicht und begünstigt, ist Götzendienst. Er zeigt auf Diothrephes und sagt: „Das ganze Problem mit diesem Mann ist, dass er die Vormachtstellung liebt. Er hat sich genommen, was Christus zusteht und Christus allein. Deshalb, FALLS ich komme, werde ich seine Werke zur Sprache bringen.“ Selbst als Apostel drängte er sich nicht in die Situation hinein und übte irgendeine Art von menschlicher Macht aus. Das wäre in sich selbst nichts weiter als der Austausch einer Vormachtstellung gegen eine andere gewesen. Johannes wartet, bis man ihn darum bittet: Aber FALLS er kommt, so verspricht er, wird er es gerade rücken; er wird es in Ordnung bringen; er wird das Zeugnis Jesu in dieser Gemeinschaft sichern.

Das ist die Art von radikaler, kompromissloser Haltung, die wir gegenüber unserem eigenen Herzen einnehmen müssen, denn wie die Jünger sich entwickeln, entwickelt sich die ganze Gemeinde. Man beachte nur die Gewichtigkeit seiner Worte! „Haltet euch fern von ALLEM und JEDEM, das den Platz in euren Herzen einnehmen könnte, der Gott zusteht, von JEDER ART von Ersatz für Ihn, der den ersten Platz in eurem Leben einnehmen möchte.“ Fanatische, unmögliche Anweisungen! – Willst du wirklich damit sagen, dass NICHTS außer Christus den ersten Platz in meinem Leben einnehmen darf? Läuft es darauf hinaus? Absolut, ganz genau das steht auf dem Spiel, und genau dort wütet die Schlacht, und genau deshalb werden wir täglich versucht. Darin eingebunden sind eine Menge guter Dinge – Ehepartner, Kinder, Freunde. Darin eingebunden sind auch eine Menge religiöser Dinge – Gemeinde, Dienst, Arbeit, Berufung, Titel, Position. Damit verbinden sich jede Menge vernünftiger Dinge, viele moralisch richtige Dinge, unschuldige Dinge. Doch der Haken an der Sache ist, wo lässt sich Christus einordnen? Alles, was wir tun müssen, um besiegt zu sein, ist, Ihn irgendwo anders als auf den ersten Platz zu stellen. Entweder ist er von ALLEM der Herr oder Er ist in NICHTS der Herr.

Das Zeugnis

Wenn das Zeugnis Jesu aussagt, dass Er die Vormachtstellung in allen Dingen haben wird, wie können wir dann dieses Zeugnis übermitteln, wenn Er nicht die Vormachtstellung in unserem eigenen Herz hat? Wenn Er DORT nicht auf Platz Eins ist, wie können wir dann Seine Vorherrschaft an irgendeinem anderen Ort proklamieren? Wir müssen uns nicht vor einem tatsächlichen Götzenbild verbeugen, es reicht schon, wenn wir einen nicht ausgelieferten Teil unseres Herzens behalten, eine geteilte Zuneigung, ein bisschen Liebe für dieses oder jenes, das an uns zerrt, wenn Christus uns zur Aufgabe ruft, und schon haben wir uns vor dem Antichristen gebeugt. Wir haben bereits das Zeichen angenommen. Es ist eine ernste Angelegenheit, eine inhaltsschwere Sache, und wie dringlich wir doch vor Gott kommen müssen und alles niederlegen! Andernfalls wird das Zeugnis behindert. Könnt ihr das erkennen?

Es gab keine Debatte, keine Fragen innerhalb des Überrests, ob sie sich beugen sollten oder nicht. „Wir haben es nicht nötig, dir hierauf eine Antwort zu geben.“ In anderen Worten: „Wir müssen darüber gar nicht erst nachdenken. Es gibt von unserer Seite keine Besorgnis, nicht das kleinste Zögern. Wir dienen einem lebendigen Gott, und unser Gott ist fähig, uns aus dem Schlimmsten, das du uns zufügen kannst, zu befreien; und Er wird uns aus deiner Hand befreien. Wir haben uns mit Ihm in Übereinstimmung gebracht, damit Seine Absicht auf dieser Erde sichtbar sein möge, und du kannst das nicht aufhalten. Doch selbst wenn Er uns nicht befreit, werden wir doch nie deinen Göttern dienen und uns niemals vor deinem Götzenbild verbeugen.“

Wie war es ihnen möglich, das Zeugnis aufrechtzuerhalten? In ihrer Antwort lag keine Unentschlossenheit, weil sie diese Frage schon millionenfach beantwortet hatten während zahlloser Versuchungen und Prüfungen, die alle darauf abgezielt hatten, sie nur ein klein wenig nach links oder rechts vom schmalen Pfad wegzulotsen, doch sie waren ungerührt geblieben. Sie überwanden täglich, und dies war für sie nur ein weiteres dieser täglichen Vorkommnisse. Ein Tag im Leben eines Überwinders. Hier sind wir und stehen einfach fest für Gottes Königreich und Gottes Willen. Das ist alles. Es macht keinen Unterschied, ob der Götze zehn Meter oder zwei Meter hoch aufragt oder überhaupt der Höhe oder Breite nach bemessen werden kann. Ob es Fleisch ist, oder Wein, oder Frauen, oder Macht, oder Position, oder sich diesem oder jenem zu beugen, innerlich oder äußerlich, wir sind einem Königreich unterworfen, das alle Dinge erfüllt, einem Christus, der über alle Dinge die Vorherrschaft hat, einem Namen, der über allen anderen Namen steht.

Ihr kennt die Geschichte, wie dieses Zeugnis dazu führte, dass sie in den feurigen Ofen geworfen wurden. Sie fielen gefesselt in den glühenden Feuerofen hinab. Ich habe Fernsehsendungen gesehen, die das Überleben dieser drei Männer damit erklären wollten, dass sie wohl in einer weniger heißen Ecke des Ofens waren. Doch die Heilige Schrift sagt, sie fielen in die Mitte der Glut. Sie waren genau in den heißesten Teil des Feuers geworfen worden und für einen Moment schien es so, als hätte die Finsternis sie überwältigt. – Sie haben sich nicht gebeugt, was wir ja erwartet hatten, aber zumindest sind wir sie jetzt los, dachten sie. Aber …

„Er [Nebukadnezar] antwortete und sprach: Siehe, ich sehe VIER Männer mitten im Feuer frei umherwandeln, und es ist kein Schaden an ihnen, und die Gestalt des Vierten gleicht einem Sohne der Götter!“ (Dan. 3,25)

Wie ich zuvor schon gesagt habe: Wenn wir uns mit Gottes Gedanken in Einklang bringen, mit Gottes Königreich und mit Gottes Willen in Christus, sind wir unbesiegbar. Ich meine damit natürlich nicht, dass wir nicht sterben oder dass wir nicht versucht oder geprüft werden können. Viele haben ihr Leben um des Zeugnisses willen gelassen, und viele werden noch folgen. Ich meine „unbesiegbar“ in Bezug auf etwas tiefer Gehendes als nur die Verlängerung des irdischen Lebens, nämlich zu überwinden, wie Er überwunden hat. Überwinden bedeutet nicht, das Böse zu vermeiden, sondern trotz des Bösen auszuharren. Der Herr hat den Tod nicht vermieden, um so zu überwinden, sondern ist direkt in den Tod, in die Hölle und in das Grab gegangen, er ist allem frontal entgegengegangen und ist in der Auferstehung auf der anderen Seite wieder herausgekommen. Der Tod hat keine Macht über den, der gestorben und zum Leben auferweckt wurde; und so müssen auch wir unser Kreuz aufnehmen, unser Leben niederlegen und sterben, damit wir leben.

Überwinder mögen nicht immer den Feuerofen gänzlich vermeiden können, aber wenn sie in ihn hinein geworfen werden, gehen sie inmitten des Feuers umher. Ich meine das natürlich bildlich gesprochen. Die Bibel spricht über unsere feurigen Prüfungen und dass wir Anteil daran haben. Der feurige Ofen mag das Mittel sein, durch das uns Gott auf Christus reduziert und alles verzehrt, was fleischlichen, natürlichen Ursprungs ist. Wie diese Drei mögen auch wir gefesselt in das Feuer gehen, aber wir kommen frei und unbehindert wieder heraus. Die Schlacke ist verzehrt und das Silber geläutert.

Überwinder sind jene, über deren Körper das Feuer keine Gewalt hat (Daniel 3,27a). Wirf sie in den Feuerofen und sie werden nicht verzehrt, sondern verfeinert und gereinigt. Es bringt sie nur noch mehr in Übereinstimmung mit dem Bild des vierten Mannes, dem Sohn Gottes, mit Christus, dem Herrn. Das Feuer hat keine Gewalt über sie, weil das Feuer keine Gewalt über Ihn hat und Er da ist, mitten unter ihnen. Sie suchen den feurigen Ofen nicht, aber wenn er kommt, weichen sie auch nicht vor ihm zurück. Sie halten nicht hinter jedem Stein Ausschau nach dem Teufel, aber wenn sie ihn finden, demonstrieren sie die Vormachtstellung Christi über alle Dinge und fordern seine Unterwerfung unter Christus. Dies ist das Zeugnis Jesu und der Dienst des Überwinders.

Der Herr offenbart sich uns, wenn wir an unserem Ende angelangt sind, wenn das Feuer am heißesten brennt. Wenn wir das Ende unserer selbst erreicht haben, schreitet Er ein. Er setzt sich dort im Feuer für uns ein, weil wir uns außerhalb des Feuers für Ihn einsetzen. So wie wir für Seinen Willen und Sein Königreich eingetreten sind inmitten von Zuständen des allgemeinen Kompromisses, der Finsternis und Täuschung, so wird auch Er mit uns stehen bleiben in unserer Lage, wenn wir versucht, geprüft und getestet werden. Auf welches Ende hin? Damit die Vormachtstellung, die wir proklamiert haben, auch bewiesen werden möge. Er wird sich der Lage gewachsen zeigen und als treu erweisen. „Weil es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag“ (Dan. 3,29b).

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Originaltitel: The Remnant Principle
©2008 Chip Brogden, All Rights Reserved.
Website: www.theschoolofchrist.org
Die Rechte an dieser Übersetzung liegen bei der Übersetzerin:
©2008 Gabriele Kohlmann

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(Letztes Update: 23.08.2008)